Bergen Stavanger Fahrrad Route 1

Auf der Vestlandmagistrale

Auf der letzten Teiletappe dieser nun siebenwöchigen Tour durch Südskandinavien geht es nach der Ankunft in Bergen entlang der Westküste über Haugesund nach Stavanger bzw. ins nahegelegene Jørpeland. Neben diversen Fähren und Brücken auf meinem Weg schließe ich diese Radtour also dort ab, wo vor knapp fünf Jahren mein Leben in Norwegen begonnen hat.

Vor, mit oder im Regen

Für die kommenden zwei Tage ist im regenreichen Westen von Norwegen dementsprechend wechselhaftes Wetter vorhergesagt. Trotz der fortgeschrittene Uhrzeit nach der Ankunft in Bergen um 14.45 Uhr mache ich mich auf den Weg ins ca. 70 Kilometer entfernte Leirvik. In der Hoffnung von den größten, aus Süden aufziehenden Schauern mit Starkregenpotenzial verschont zu werden, kämpfe ich mich durch den nachmittäglichen Stadtverkehr in Bergen. Glücklicherweise existiert hier und im angrenzenden Ballungsgebiet ein sowohl ausgeschildertes als auch vom Straßenverkehr größtenteils abgegrenztes Fahrradnetz. Somit komme ich ohne weitere Zwischenstopps raus aus der Stadt und radle alsbald parallel zur E39 in Richtung Halhjem. Neben einigen Brücken und für Radfahrer gesperrte Tunnel beinhaltet die "Vestland's Magistrale" zudem auch die ein oder andere Fährpassage. Auf den oft 30-minütigen Überfahrten, die für Fahrradfahrer stets kostenlos sind, kann man so etwas entspannen und die Küstenlandschaft vom Wasser aus genießen.

Völlig überraschend komme ich noch trocken nach 50 Kilometern in Halhjem an und nutze die Zeit um mein Zimmer im Hotel in Leirvik zu reservieren. Währenddessen werde ich von einem Busfahrer angesprochen, der einige Zeit auf der vielbefahrenen E39 hinter mir hing. In Erwartung einer anstehenden Diskussion über mein Fahrverhalten, ist er allerdings nur neugierig und über den Umfang meiner Tour doch etwas überrascht.

Himmlisches Körnerbrot

Schließlich beginnt es während der Überfahrt doch zu regnen, was mir mit Hinblick auf die verbleibenden 20 Kilometer nach Leirvik eher wenig Sorgen bereitet. Auf der kaum befahrenen Nebenstraße über Fitjar sause ich im Licht der Abendsonne zwischen den Wolken gen Süden während der Regen stetig weniger wird. Neben der Aussicht auf eine warme Dusche motiviert auch die Tatsache, dass im heutigen Hotel Almaas abends ein kleines Abendbrot serviert wird. Bereits bei meiner Ankunft füllt der Duft von warmen Brot den Empfangsbereich. Nach einer ersehnten warmen Dusche und einem langen Tag ist dieses Abendbrot eine wahrer Genuss. Warmes Körnerbrot mit Salami, dazu ein wenig Gemüse, ein frisches Wasser und zum Nachtisch ein paar Trauben und ein Kaffee. Mehr braucht es wirklich nicht, um sich nach dieser Tour geeignet zu regenerieren und den Moment der Ruhe zu genießen. Nach der etwas schlaflosen Nacht an Bord falle ich wenig später nur noch ins Bett, wobei es aufgrund des späten Startes am Nachmittag bereits 22.30 Uhr ist.

Am vorletzten Reisetag geht es für mich (nur) ins nahegelegene Sveio, wo ich seit langem einmal wieder ein paar Freunde besuche und dort zwei sehr erholsame und soziale Nächte verbringe. Mitten in der Natur, zwischen Schafswiesen und Tannenwäldern ist es mal wieder angenehm nicht unmittelbar am Folgetag weiter zu radeln. Zudem erfreut sich das Fahrradtrikot einer Fahrt in der Wachmaschine, was das letzte Mal in Bruksvallarna der Fall war... Auch wenn für den heutigen Tag erneut wechselhafte Bedienungen vorhergesagt waren, so bleibt es trocken und wird zum Schluss sogar sonnig. Auch wenn hier im Westen eigentlich stets mit Regen zu rechnen ist, so sind wechselhafte oder unerwartete Wetterlagen ebenso wahrscheinlich wie der markante Dauerregen.

Abschluss nach 3646 Kilometern

Am letzten Tag geht es schließlich zurück nach Jørpeland. Aufgrund der für den Fahrradverkehr gesperrten E39 zwischen Haugesund und Stavanger und dem neuen Ryfasttunnel beinhaltet diese Etappe allerdings eine mehr als überwiegende Fährfahrt von Nedstrand über Judaberg nach Tau. Das Teilstück von Sveio nach Nedstrand ist zwar wenig befahren aufgrund der trüben Bedingungen und dem anhaltenden Nieselregen allerdings trotzdem wenig attraktiv. Somit geht diese siebenwöchige Tour durch Südschweden und entlang der Westküste Norwegens nach gemessenen 3646 Kilometern am Ufer des Boknafjord's zu Ende. Inoffiziell waren es wohl etwas mehr, da ich regelmäßig die Sportuhr nach Pausen nicht wieder aktiviert habe oder "ihr" an langen Tagen bereits vor mir die Energie ausging.

Keine Panne, kein Unfall, aber die ein oder andere brenzliche Situation, größtenteils Sonne oder leichte Bewölkung sowie Erlebnisse und Eindrücke, die in ihrer Fülle und Vielfalt bereits nach wenigen Tagen nicht mehr in Worte zu fassen waren. Eine grandiose Tour, aber würde ich es in diesem Umfang nochmal machen und wenn ja nochmal hier? Nein eher nicht. Norwegen ist ein tolles Land - zum Wandern, Spazieren, Skifahren - aber nicht oder nur sehr begrenzt zum Tourenradeln. Aber das lässt sich besser in einem abschließenden, übergreifenden Beitrag ausführen.

Bis dahin,

Kai

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