Norwegen DNT Wandern

Velkommen til Norge!

Auch der wolkigste Tag geht vorüber und weicht dem Sonnenschein. Spontan entscheide ich mich noch am Abend eine zweite Nacht im Hotel Nordpå zu verbringen und das nahgelegene Hochfjell zu erkunden. Nach einem desaströsen Vortag ist diese Entscheidung Gold wert und das nicht nur landschaftlich sondern auch kulinarisch.

Verständnis von Luxus

Während für viele Menschen Besitztümer wie eine Insel, Yacht oder Villa als Luxus gelten, so ist für mich Unbeschwertheit bzw. die Freiheit zu Wählen eines der wertvollsten Güter. Sich etwas zu Gönnen und dabei gleichzeitig eine Institution, Idee oder Projekt zu unterstützen, was fernab vom 0815-Lifestyle kulturelle Vielfalt erhält, setzt der Unbeschwertheit nur noch die Krone auf. Ich realisiere schnell, dass dieses kleine Hotel mitten im Nichts eine absolute Perle ist. Entgegen abgewohnter Skihotels, fernab von den Touristenmetropolen und gleichzeitig stilvoll aber nicht abgehoben, lebt hier oben der Geist norwegischer Gastfreundlichkeit in genuiner Fjellumgebung.

Auch wenn ich mir am Abend Nudeln mit Pesto auf dem Trangiakocher zubereiten könnte, so entscheide ich mich ohne zu zögern für das Abendmenü des Hauses. Aus einer Reihe von lokal inspirierten oder auch interpretierten Gerichten wähle ich schließlich Würstchen mit Kartoffelbrei ergänzt durch etwas Gemüse. Für außerordentlich vertretbare 179,- NOK serviert der Koch persönlich auf einer großen Holzplatte das Abendessen. Neben den angesprochen Hauptbestandteilen gesellen sich noch eingelegte Zwiebeln und selbstgemachte Remoulade dazu. Abgerundet wird dieses Festmahl durch einen Crumble mit Moltebeerenkompott und Vanillecreme. Rundum glücklich falle ich danach nur noch ins Bett und genieße den Blick auf den grünen Berghang.

Morgen im Paradies

Entsprechend meines etwas wechselhaften Schlafrhythmus habe ich das Frühstück für 8.30 Uhr bestellt, was, wie sich herausstellt, weit vor dem der anderen Gäste liegt. Was allerdings weniger tragisch ist, da auch das Frühstück à la Minute auf einem Brett serviert. Es gibt Waffeln, Blaubeer-Marmelade, geräucherten Lachs, gebratenen Bacon mit Kirschtomaten, Spiegelei und die gekochte Form (mit Schale) sowie ein Brötchen. Ungeniert bitte ich direkt um zwei weitere Brötchen. Es ist ein wahres Festmahl, wobei Joghurt mit hausgemachten Müsli und Früchten sicherlich noch eine überlegenswerte Ergänzung wäre.

Da ich völlig unvorbereitet mit der Intention eine Nacht zu bleiben angereist bin, fehlt mir für die anstehende Wanderung im Fjell eigentlich alles. Nach einem morgendlichen Gespräch mit dem Eigner werde ich unverzüglich mit einem Rucksack, einer Karte und Tipps sowie einem Lunchpaket versorgt. Als Teil einer vergleichs- bzw. planungssüchtigen Internetgeneration hätte ich bei einer ordentlichen Recherche womöglich Preise verglichen, Alternativen ausgearbeitet usw. Nun genieße ich den Moment und vertraue auf den Zufall, der mich hierher geführt hat.

Norwegen Pur

Nachdem ich am frühen Vormittag noch ein paar Kleinigkeiten für die kommenden Tage abstimme, beginne ich bei leichten Sonnenschein meine Wanderung. Direkt am Hotel beginnt eine markierte Wanderroute des norwegischen Tourismusverbandes, die über das Fjell nach Tydal führt. Dieser folge ich allerdings über Stock, Stein und Hochmoor nur einen Bruchteil der insgesamt 20 Kilometer. Angekommen auf gut 860 Höhenmetern genieße ich den Blick ins Tal, über die weite Ebenen und die kargen Berghänge in der Ferne. Im Schutze einer öffentlichen (Schutz-)Hütte an einem kleinen Bergsee genieße ich schließlich das Lunchpaket. Neben zwei Broten mit Lachs und Spiegelei mit Aufschnitt, gibt es noch einen Apfel sowie einen Riegel der Tourverpflegung in Norwegen: KvikkLunsj. Auch wenn ich erst einen Tag und insgesamt nur wenige Kilometer in Norwegen bin, so hätte man in dieser Raumzeit nicht mehr Norwegen herbeizaubern können.

Wobei ein wichtiger Bestandteil norwegischer Kultur erst nach der Rückkehr gebührend zur Geltung kommt: Waffeln mit Marmelade und Gudbrandsdalen Käse. Am zweiten Abend entscheide ich mich für die lokale Interpretation eines Burgers. Anstatt einem pappigen Burgerbrot gibt es örtliches Fladenbrot sowie hausgemachte Burgersoßen anstatt Ketchup. Keine Überwachung: ein Hochgenuss. Zu guter Letzt kann ich wirklich nur empfehlen, hier einmal vorbei zu schauen und nach Möglichkeit auch ein paar Tage zu verbringen - wandernd, spazierend oder einfach nur um die ländliche Ruhe aufzusagen.

Bis dahin,

Kai

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