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Drei Tage drei Länder

Ausgehend von Blidö geht es nach drei Tagen Pause weiter landeinwärts nach Falun. Dabei durchquere ich schließlich vom äußersten Punkt die Provinz Stockholm, Uppsala und Västmanland bis ich schließlich Dalarna erreiche. Ohne dem Rausch zu verfallen verweile ich allerdings in und um Falun/Mora ein Weilchen bevor es einige Tage später weiter in Richtung Norden geht.

Geradewegs durch Uppsala

Erst am Vortag haben ich mich entschieden nicht direkt von Blidö aus in Richtung Norrtälje und Uppsala zu radeln, sondern vorerst mit dem Schnellboot raus auf die Halbinsel Väddö zu fahren. So umgehe ich wenigstens einen Teil der vielbefahrenen Landstraßen um Stockholm und komme meinem Wunschziel den Åland Inseln wenigstens noch einmal etwas näher. Da das Boot allerdings erst am frühen Nachmittag, schaffe ich es an diesem Tag allerdings nicht mehr allzu weit. Väddö ist dabei nicht nur für seinen markanten Kanal nahe Älmsta bekannt, sondern auch das Ziel dutzenden Sommerlager von schwedischen Kindern. Im Zuge dieser langen Tradition trägt unter anderem auch ein Teil der Inselgruppe den Namen Barnens Ö (Insel der Kinder).

Mit Erreichen des Festlandes geht es folglich auf einsamen Landstraßen am frühen Abend noch bis zu einem Windschutz nahe des Vällen Sees. Zusammen mit einigen Mücken am stehenden Gewässer entscheide ich mich am Folgetag in nordwestlicher Richtung weiter nach Falun zu fahren und somit nicht entlang der Küste über Gävle. Mit abzählbar-vielen Mückenstichen und wohl gestärkt durch Haferflocken durchquere ich somit am Folgetag die Provinz Uppsala in genau einem Tag, nahezu geradlinig und stoppe nur um den gelegentlichen, kräftigen Regenschauern zu entgehen. Gleichzeitig mit dem dritten und vorerst letzten Schauer an diesem Tag passiere ich ein kleines Café in Östervåla, wo ich ohne zu zögern für eine Portion Wildköttbullar zum Mittagsangebot einkehre.

Mückenterror im Nationalpark

Ohne weitere Schauer erreiche ich bereits leicht gesättigt Gesinge bzw. den nahegelegenen Nationalpark Färnebodfjärden mit dem markanten, dicht-bewaldeten Flussdelta des Dalälven. Genau an diesem vergleichsweise ruhigen, aber weiten Wildwasser liegt mein Windschutz für die Nacht. Ohne zu zögern springe ich nach dem Erreichen des selbigen in die Fluten und entspanne, wie ein Segel im Wind, vor einem Stein in der Strömung. Erst als ich nach und nach beginne meine Notwendigkeiten in den Windschutz zu räumen, ahne ich, was mich heute Nacht erwarten wird. Nur Sekunden des Stillstands genügen und meine Arme und Beine sind übersäht von Mücken(-stichen). In Windeseile richte ich mein Schlafquartier mit Mückennetz ein und verharre folglich dort mit Abendbrot und Technik in Reichweite.

Die Menge an Mücken ist tatsächlich beeindruckend, wobei ich im kurzem, dünnen Radleroutfit den Biestern hoffnungslos unterlegen bin. Auch wenn es am Folgetag kein Frühstück gibt und ich alles in Windeseile zusammenwerfe, reise ich nach einer trotzalledem guten Nacht mit hunderten Mückenstichen ab. Zum Glück gibt es allerdings im Nachbarort einen kleinen Bäcker, der mich mit einem frischen Salamiaguette, Kaffee und einem Chokladbiskvi gestärkt auf den Weg nach Falun schickt. Entgegen der gestrigen Tour durch ebene ländliche Regionen, dominieren an diesem Tag bereits die ersten, schier endlosen Nadelwälder den Wegesrand. Zudem habe ich mit Erreichen meiner Unterkunft etwas außerhalb von Vassbo mehr als 850 Höhenmeter zurückgelegt.

Schlemmen an der Falun Gruva

Ohne genaue Pläne lediglich mit dem Ziel mir die Grube von Falun (oberflächlich) anzuschauen und eine neue Regenjacke zu kaufen, radle ich am freien Tag in den Skiort Falun. Die Innenstadt, die ich zwecks der Regenjacke nur kurz ansteuere, hat neben ein paar Vertretern des Brutalismus allerdings auch einige nette Ecken mit klassischen, alten Holzhäusern am Flusslauf. In einem bzw. dem wohl einzigen Fahrradladen finde ich auf anhieb eine neue, regendichte Fahrradjacke und bin somit für das teilweise wechselhafte Wetter im Landesinneren besser gewappnet. Meine Suche nach einem Mittagessen führt mich bereits direkt wider heraus aus der Stadt zum ehemaligen Bergwerk Gelände oder auch zu deutsch: der Grube. Dort gibt es mit traumhaften Ausblick auf die Grube ein Sommerbuffet mit diversen Salaten, Broten, Dips, Lachs und vegetarischen Kött- bzw. Bönbullar. Mit 165,- SEK ist dies etwas teurer als andere Mittagsangebote, aber wirklich lohnenswert und ausgehungerte Kampfradler gehen hier sicherlich mit einem Plus raus.

Anschließend spaziere ich gut gesättigt über das ehemalige Grubengelände, was klassisch skandinavisch relativ offen zugänglich ist. Anstatt einer Führung lese ich schnell noch ein paar Hinweisschilder, bevor es am Uferradwegs des Runn Sees wieder zurück in mein Quartier nach Ornäs geht. Den Abend nutze ich schließlich um die kommenden Ziele abzustecken, was aufgrund einiger Schwierigkeiten etwas länger dauert als geplant. Erst am späten Abend steht fest, dass ich vorerst noch in Schweden bleiben werde und mich über einige Hochebenen bis Mitte Juli nach Östersund vorarbeiten werde. Von dort geht es dann, entsprechend der geltenden Einreiseregeln, nach Trondheim, wo der aktive Teil dieser Reise in dem Fall sein Ende finden wird oder direkt zurück nach Göteborg.

Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg!

Kai

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