Visby Stadtmauer Spaziergang

Ein Tag in Visby

Für meinen letzten ganzen Tag auf Gotland steht ein Besuch der mittelalterlichen Handelsstadt und Zentrum der Insel an. Bevor es in der Nacht mit der Fähre nach Nynäshamn geht und von dort aus weiter durch bzw. in den Schärengarten vor Stockholm zu radeln.

Mitten im Leben

Das Frühstück in meinem letzten Pensionat, das den etwas unhandlichen Namen Gotland of Sweden trägt, ist gut und in ausreichender Fülle vorhanden. Nach ein paar Erdbeeren, Gemüse, Brot und Brötchen mit selbstgemachter Rhabarbermarmelade mache ich mich am späten Vormittag auf den Weg nach Visby. Vorher packe ich allerdings bereits meine Packtaschen, die währenddessen im Pensionat bleiben, bis ich sie am Abend wieder abhole. Die ca. 25 km zwischen Visby und Tingstäde radle ich am Ende also drei Mal, bevor die Fähre um 1.15 Uhr Visby in Richtung Festland verlässt.

Auch wenn Gotland an sich um einiges belebter ist, als die Nachbarinsel Öland, so spielt sich eben jenes „Leben“ überwiegend in den Touristenmetropolen ab - d.h. Visby und Umgebung sowie Fårö. Das merke ich schnell als ich nun im Hellen einen Zwischenstopp an den Höhlen von Lummelunda mache. Der Weg ist versperrt (…) und die nächste Besuchergruppe wird erst wieder in drei Stunden eingelassen. Es geht also weiter ins Stadtzentrum von Visby, welches (überraschenderweise) von einer massiven, mittelalterlichen Stadtmauer umschlossen ist. Strukturell ähnlich wie jene von Tallinn, aber um einiges massiver und im Gegensatz zu vielen anderen Vertretern nahezu vollständig erhalten.

Pizza über Visby

Im Stadtzentrum angekommen schiebe ich mich und mein Fahrrad in den Menschenmassen durch die engen mittelalterlichen Gassen. Obwohl kein Kreuzfahrtschiff an diesem Tag im Hafen von Visby liegt, bin ich von so vielen Menschen auf ein Mal etwas überwältigt. Fernab von den gelisteten Lonely Planet-Empfehlungen überzeugt Visby jedoch durch seine verschlafenen Nebenstraßen im Schatten der hohen Staumauer. Da das Stadtzentrum von Visby ohnehin durch mittelalterliche Maßstäbe begrenzt ist, lohnt sich zielloses Erkunden in jeden Fall. Mitunter kann sich allerdings auch ein Rundgang um die Stadtmauer lohnen, wenn diese im Licht der Nachmittagssonne und in Mitten goldgelber Wiesen liegt. Zum Mittag entdecke ich so ein Plätzchen auf der Stadtmauer mit Blick auf das Meer und die Dächer der Stadt. In Windeseile geht es zurück zu einem kleinen Pizza-PopUp Store, wo ich mit zwei Stückchen Holzofen Pizza für die nötige Basis des Picknicks auf der Stadtmauer sorge.

Anschließend radle ich noch einmal zum Anleger der Fähren, bevor sich diese auf ihre Überfahrten zum Festland begeben. Bei den überdimensionalen Inselfähren hat die chinesische Schiffswerft aus Guangzhou auf jeden Fall nicht an der Motorleistung gespart, als diese aus vollen rückwärtigen Schub und gleichzeitiger Kehrtwende in die Vorwärtsbewegung wechseln. Das enge Hafenbecken gleicht einem Whirlpool bis die beiden Fähren jenes verlassen haben und mit etwa 28 Knoten gen Festland kacheln.

Fazit Gotland

Auch wenn es zum Mittag bereits Pizza gab, so steuere ich zielsicher die auf dem Land gelegenen alte Meierei und nun Pizzeria in Stenkyrka an. Traumhaft gelegen und liebevoll dekoriert genieße ich die Pizza mit Oliven, Schafskäse und Kapern, während neben mir die Vögel zwitschern und die Gerstenfelder in der Sonne liegen. Nebenbei kann man in der alten Meierei auch übernachten, was ich bei meinem nächsten Besuch aufgrund der charmanten Atmosphäre durchaus in Betracht ziehen würde. Abschließend kann ich über meine Zeit auf Gotland im Grunde nur Positives berichten, bis auf die Tatsache, dass Tourenrades hier mitunter etwas stressig sein kann. Ansonsten ist die Landschaft abwechslungsreich und unüblich für Schweden, was sicherlich an der Entstehungsgeschichte von Gotland als ehemaliges Korallenriff des Urkontinents Pangaea.

Für den Fall, dass man hier ein paar Tage weilt, würde ich eine private Unterkunft auf dem Land den klassischen Hotels in Visby auf jeden Fall vorziehen, um diese besondere Atmosphäre zu erleben. Fahrräder kann man zudem in Hülle und Fülle überall leihen oder alternativ mit Bus (und Museumsbahn) jedes größere Örtchen erreichen.

Tagkabine in der Nacht

Am späten Abend mache ich mich schließlich bei anhaltenden Regen ein letztes Mal lauf den Weg von Tingstäde nach Visby - dieses Mal mit sämtlichen Gepäck. Für die kurze Nacht bzw. dreistündige Überfahrt nach Nynäshamn, habe ich dieses Mal eine der privaten Kabinen gebucht. In der Hoffnung etwas zu schlafen bis wir um 4.30 Uhr mit der aufgehenden Sonne das Festland erreichen, schien mir der Aufpreis von 40€ eine gute Wahl. Als ich durchnässt um 1.00 Uhr die sogenannte Tagkabine betrete, realisiere ich, dass Tagkabinen auch in der Nacht TAGkabinen bleiben und keine gemachten Betten besitzen. Somit drehe ich notgedrungen das Thermostat hoch und nehme nach einer schnellen Dusche auf dem Sofa platz. Mit dieser Erkenntnisse schlafe ich zwar ein wenig, würde aber nicht noch einmal eine Kabine dieser Art buchen.

In den kommende zwei Tagen durchquere ich den kompletten Schärengarten von Stockholm in Richtung

Bis dahin,

Kai

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