Nach einem ruhigen Mittsommerwochenende auf Fårö wird nun, nach der Nachtetappe, die Gotland Umrundung abgeschlossen. Beginnend im Norden geht es entlang der Ostküste zur Südspitze und schließlich zurück nach Visby.
Autoinsel Gotland
Wie bereits erwähnt, habe ich das nordwestliche Teilstück bereits auf meiner Anreise nach Fårö abgepaddelt - wenn auch zum Teil nachts. Rückblickend sei an dieser Stelle angemerkt, dass gerade diese Gegend landschaftlich eine der schönsten und gleichzeitig ausgesprochen fahrradfreundlich ist. Während die im Allgemeinen gut-ausgeschilderte Fahrradroute einen verlässlich über die Insel führt, so lässt es sich gelegentlich nicht vermeiden, dass man stetig auf einer der großen Landstraßen landet. Strahlenförmig ausgehend von Visby werden mit Hilfe dieser alle Inselgegenden an das Zentrum angeschlossen und kleine Landstriche über Querverbindungen eingegliedert. Leider besitzen jedoch nur die wenigsten Hauptstraßen Fahrradwege (eigentlich keine Anm. d. Autors). Bei dem einsetzenden Wetterumschwung am Montagmorgen sind die ersten Kilometer im Regen an der vielbefahrenen Landstraße nach Fårösund allerdings leider kein Vergnügen.
Das erste der drei Tagesziele ist das kleine Küstenörtchen Ronehamn, welches ich allerdings eher aufgrund des charmanten Pensionates ansteuere und wenige wegen des Ortes selbst. Was für Ronehamn gilt, trifft auch leider auf die gesamte mittlere Ostküste zu, die eher wenig gemütlich ist. Somit radle ich, wie auf Öland, größtenteils durch einsame Landstriche, vorbei an Industrieruine oder großen Bauernhöfen. Am späten Nachmittag erreiche ich schließlich das Pensionat Gula Hönan, welches bei der Recherche durch seinen alten Landhausstill auffiel und überzeugte. Altehrwürdig trifft es in diesem Fall wirklich gut, wobei es in einigen Punkte jedoch schon etwas zu viel des Guten ist. Der brummende Kühlschrank aus dem letzten Jahrhundert oder die Duschkabine, die mir bis zur Schulte geht rauben mir ein wenig die Nerven. Das Frühstück ist jedoch positiv hervorzuheben - viel Individualität, nicht überladen und lokal.
Der friedlichste Ort auf Gotland
Am folgenden Tag geht es theoretisch nur ins 20 km entfernte Gerum. Da ich allerdings der Vollständigkeit halber die ganze Insel umrunden möchte - mit Südspitze - erwarten mich trotzdem wieder 90 km bei grenzwertiger Hitze.
Gut gestärkt durch ein nachmittägliches Stück Kuchen inklusive Plausch im Café überzeugt die Südetappe durch etwas mehr Gemütlichkeit. Gekrönt wird dieser strahlende Sommertag durch die Ankunft im Pensionat von Dagmar im ländlichen Idyll Gerum. Von Kornfeldern umringt, bevölkert von singenden Vögel und summenden Bienen ist dies einer der friedlichsten Orte, an denen ich je gewesen bin. Völlig überwältigt von der Ruhe mache ich noch einen kleinen Abendspaziergang während die Sonne über dem goldgelben Gerstenfeld untergeht. Nach einer ruhigen, wenn auch warmen Nacht werde ich am Morgen vom Geruch selbst gebackener Brötchen und Bacon geweckt. Zusammen mit den anderen zwei Pärchen im Pensionat frühstücken wir zusammen bei einer herrliche Auswahl frischer Tomaten, eigener Marmelade und der ein oder anderen Tasse Kaffee. Einen Besuch bei Dagmar (Dagmar’s Hus) kann ich also nur wärmstens empfehlen und so starte ich gut gestärkt und ausgeglichen wie nie in den Tag.
Kaffee in Hesselby
Auf der Schlussetappe, die mich vorerst noch vorbei an Visby nach Tingstäde führen wird, kippt das Wetter allerdings gleich zu Beginn des Tages. Der ausdauernde Sonnneschein der letzten Woche wird durch einen wolkenverhangenen Himmel und gelegentliche Regenschauer abgelöst. Nach einem kurzen Abstecher zur Küstenstraße von Eksta radle ich entspannt auf kleinen Nebenstraßen ins beschauliche Örtchen Roma im Landesinneren.
Als Überbleibsel der ehemaligen Inseleisenbahn endet hier die Museumstrecke aus Hesselby, die im Sommer vom Eisenbahnclub regelmäßig betrieben wird. Erwähnenswert ist schließlich noch das nette Eisenbahncafé in Hesselby, wo Radler für 10 kr so viel Kaffee trinken können wie sie können. Gratis Auffüllen ist in Schweden natürlich immer inklusive aber selten für 10 kr, was neben dem tollen Kuchen für einen gelungenen Zwischenstopp sorgt. Am Abend erreiche ich schließlich das ehemalige Örtchen Tingstäde, wo ich meine letzte ganze Nachte auf Gotland verbringe, bevor es in der Folgenacht mit der Fähre weiter nach Nynäshamn geht.
Bis dahin,
Kai