Schweden Schärengarten Sommer

Abstecher ins Inselparadies

Ein letztes ausführliches Frühstück im Bauerncafé des Pensionats und weiter geht es mit dem Fahrrad entlang der Ostküste Skåne's in Richtung Karlshamn. Wie sich herausstellt nicht dorthin wo geplant, aber schließlich mit einem Abstecher nach Tjärö.

Von Erdbeeren und Bargeld

Zu Beginn führt mich der Südostleden (kommend aus Ystad) entlang der Küste durch verwunschene Kiefernwälder mit privat-gelegenen Feriensiedlungen und einsamen Sandstränden. Die Ruhe mag vielleicht trügerische sein, da die Ferien in Schweden erst kommende Woche eingeläutet werden. Wenngleich ich an diesem Morgen von dem Regenband über Skandinavien verschont bleibe, so bekomme ich doch den massiven Nordwestwind zu spüren, den das Band hinter sich herzieht. Gerade auf der flachen Heide-Ebene landeinwärts in Richtung Kristianstad bekomme ich diesen in voller Ausführung zu spüren. Kiefernnadeln treffen mich wie fallende Akkupunkturnadeln, während der feine Heidesand eine betonartige Legierung mit der Sonnencreme auf meiner Haut bildet.

Gelegentlich passiere ich zudem die ersten Erdbeerdirektverkäufe(r), den ich aufgrund mangelnden Bargeldes allerdings nichts abkaufen kann. Tatsächlich habe ich die gesamten letzten acht Monate kein einziges Mal mit Bargeld bezahlt geschweige denn welches abgehoben. Aber für Fälle dieser Art werde ich bei nächster Gelegenheit wohl etwas Bargeld bereithalten oder mir das mobile Bezahlsystem Swish zulegen. Obendrein muss ich mich ja auch noch bis etwa Ende Juni gedulden, um Blaubeeren auf eigene Faust in den Wäldern von Südschweden zu sammeln.

Ziel in Sicht?

Nachdem ich mir bei meiner Pause am Strand von Rigeleje eine Windschutzhütte für heute Nacht ausgeguckt habe, geht es aufgrund der geringen Restkilometerzahl gemütlich durch die Steppe von Skåne. Von den angedachten 70 km muss ich mir beim Erkunden der ersten Hütte allerdings verabschieden, da diese von einer Familie belegt ist. Es geht also weiter und das noch einmal 20 km, um an der Seenplatte nahe Olofström festzustellen, das diese Hütten Samstagabends heiß begehrt sind. Als letzte Alternative bleibt nun nur noch eine Hütte am Grundasjön mitten im Nichts "kurz vor" Karlshamn. Es geht also wieder die gleiche Strecke zurück, bis ich nach weiteren 40 km endlich den einsame See erreiche. Tatsächlich ist auch die Hütte samt Zeltplatz belegt allerdings nur von Dänen, die dort ihr Abendbrot auf dem Lagerfeuer zubereiten. Glück gehabt.

Das Problem auf belegte oder gegebenenfalls auch kaputte Hütten zu stoßen, sollte man also nicht unterschätzen, wenn man sich auf diese Form der Übernachtung verlässt. Bei einem abendlichen Plausch am Lagerfeuer erfahre ich von der Gruppe Dänen, dass man selbige Hütten in Dänemark mittlerweile über eine App buchen muss.

Natur und Kochkunst auf Tjärö

Trotz dieser abendlichen Eskapaden und insgesamt 135 km bin ich immerhin dem Ziel des morgigen Tages erheblich näher gekommen. Wie bereits angekündigt, habe ich eine Nacht auf Tjärö gebucht. Die kleine Insel im Schärengarten nahe Karlshamn, wird dabei nur alle paar Stunden von einem kleinen Kutter angesteuert, der Personen und Waren für die Herberge transportiert. Die Mischung aus reiner Natur und der idyllischen Herberge bestehen aus diversen antiken Fischerhütten, war mehr al Grund genug dieser Insel einen Besuch abzustatten. Nach etwas Frühsport und 40 km erreiche ich die Fähre um 9.30 Uhr gerade so und lande etwas später auf Saltkråkan. Ein kleiner langer Steg, einzelne rote Häuser, und leichte Bewaldung mit alten Steinwällen zieren die Insel.

Da es hier allerdings keinen Bedarfshandel von Melkerssons gibt, vertraue ich auf das Restaurant am Steg. Neben dem Frühstück der Herberge wird hier zur Mittagszeit ein Salatbuffet mit wechselnder Hauptspeise angeboten; abends à la carte. Für 150,- SEK lohnt isch ein Besuch am Mittag auf alle Fälle, wobei ich an diesem Tag zudem zum ersten Mal Miesmuscheln probieren kann. Fazit: OK. Zum Abschluss eines grandiosen Sommertages genieße ich den Ausblick auf die Bucht bei einem Burger und einem Gläschen Weißwein. Auch wenn Tjärö an sich relativ überschaubar ist und es tatsächlich etwas an geeigneten Badestellen mangelt, so ist ein Tages- oder Wochenendausflug auf alle Fälle zu empfehlen.

Nun geht es für mich ohne große Umwege nach Öland, wobei ich wohl der Südostküste folge, um in Kalmar mit der Fahrradfähre nach Öland überzusetzen. Nach einem Schlenker zum Südpunkt der Insel geht es schließlich gen Norden nach Böda. Ein Dreitagesritt. Wie der Nazgûl fliegt. 

Bis dahin,

Kai

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