Öresundzug Göteborg

Reisen in Coronazeiten

Nach zwei Monaten effektiver Arbeit an meiner Bachelorarbeit, ist mit Beginn dieser Woche auch dieses Kapitel abgeschlossen. Dabei bin ich mit dem Ergebnis sowohl rein technisch als auch mathematisch zu frieden. Gleichzeitig pausiert auch das Semester an der Hochschule für eine Woche und bietet mir die Möglichkeit nach etwas mehr als fünf Monaten zum ersten Mal wieder in die Heimat zu reisen.

Reisen oder nicht Reisen, …

Aber sollte man es, kann man es auch und wenn ja unter welchen Umständen? Alles in allem viel Ungewissheit und das nicht zuletzt auch, weil sich die Situation samt Bestimmungen auch fortwährend ändern. Ohne die Entwicklung der letzten zwei Wochen wiederzugeben, stelle ich an diesem Wochenende überraschend fest, dass Schweden zum Hochinzidenzgebiet hochgestuft wurde. Mit Wohnsitz im westschwedischen Götaland und im norddeutschen Schleswig-Holstein, gelten für mich glücklicherweise spezielle Einreise- bzw. Durchreisebestimmungen für Dänemark. Mit dem Übergang zum Hochinzidenzgebiet, ist allerdings in jedem Fall ein Corona-Test nötig, um in Deutschland einzureisen. In anderer Richtung gilt dies, aufgrund meiner Wohnhaft in Schweden, tatsächlich nicht.

In diesem Sinne mache ich, nachdem ich vor knapp einem Jahr selber für das Rote Kreuz getestet habe, meinen ersten Antigen-Test. Dabei ist es unerwartet schwer ein Zentrum zu finden, das vertrauenswürdig wirkt, einen Schnelltest anbietet und nicht (als private Dienstleister) spezielle schwedische Identifikationsdienste nutzt. Obendrein sind die damit verbundenen Kosten sehr variabel und liegen für einen Antigentest zwischen ca. 50,- € und 100,- €. Als Tourist in Schweden sollte man sich zur Zeit also absolut sicher sein, wo und ob man einen Corona-Test überhaupt machen kann! Zu guter Letzt habe ich mit Vaccina einen Anbieter gefunden, dem meine schwedische Personennummer genügt und mit somit die Einreise nach Deutschland und/oder Dänemark ermöglicht.

Fähre, Flugzeug oder Bahn

Mit dem negativen Test „in der Tasche“ stellt sich also die Frage, ob ich mit der Stena Line nach Kiel fahre, mit Lufthansa nach Hamburg fliege oder mit dem Zug nach Flensburg. Leider hat Stena Line sämtliche Bordangebote heruntergefahren und auch das sonst so schöne Abendbuffet ersatzlos gestrichen. Bei Lufthansa ist wie immer der absurd hohe OneWay-Tarif das entscheidende Gegenargument, da ich mir auf dem Rückweg mit dem Fahrrad das Geraffel am Flughafen ersparen möchte. Es bleibt die Zugfahrt ins norddeutsche Flensburg, die aufgrund der geringen Auslastung auch nur knapp 65,- € in der 1. Klasse kostet. Dabei genügt der Corona-Test auch für die Durchreise durch Dänemark und nichts hindert mich mehr daran am Freitag in die Heimat zu reisen.

Wie Ende Oktober geht es auf gleicher Strecke vorerst in Richtung Süden, vorbei an den Sandstränden Südschwedens gen Malmö. Es ist wirklich tragisch, dass ich bis dato vom schönen Småland rein gar nichts gesehen habe. Mit dem Anbruch des Frühlings und der frohen Aussicht bald mein Fahrrad in Schweden zu haben, sieht die Zukunft jedoch etwas rosiger aus.

Reisen in Coronazeiten

Am frühen Freitag Vormittag geht es mit dem komfortablen Doppeldeckerbus in die Innenstadt und weiter mit der Straßenbahn zum Hauptbahnhof. Da man nach einem Jahr Bedenkzeit nun auch in Schweden die Empfehlung zum Tragen einer Maske ausgesprochen hat, macht sich die neue Maske vom Institut mit wechselbaren Filtern direkt bezahlt. Da es sich ja wie so oft auch nur um eine Empfehlung handelt, ist die Bandbreite an Masken, wie oder ob sie getragen werden allerdings beträchtlich. Mit dem Fortschreiten der knapp vierstündigen Fahrt in die dänische Landeshauptstadt, frage ich mich zum ersten Mal, wie man rein praktisch bei allen Einreisenden Grund, Testergebnis und Herkunft kontrollieren möchte. Ohne enormen Personalaufwand und Verzögerungen im Betriebsablauf bleibt nur die Stichprobe.

Am Ende erreiche ich - ohne Grenzkontrolle - pünktlich den Kopenhagener Flughafen und warte auf meinen Anschlusszug nach Fredericia. Wie gefordert habe ich mich vorher auf Einreiseanmeldung.de registriert und frage mich, ob die Bundespolizei an der deutschen Grenze konsequenter vorgeht. Immerhin warsogar die Zugnummer und meinen Sitzplatz von interesse. Tatsächlich steigt weder am dänischen Grenzbahnhof Padborg eine Streife der Bundespolizei zu, noch werden wir in Flensburg gesondert in Empfang genommen. Somit stehe ich nach knapp sechs Monaten wieder an dem Ort, wo Ende September alles begonnen hat.

 

Bis dahin,

Kai

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