Auch wenn es die letzten Woche durchweg kalt war, so ist nennenswerter Schneefall bisher leider ausgeblieben. Nun war es endlich soweit: zum Ende der Kaltwetterlage wurde massiver Schneefall vorausgesagt, der nahezu ganz Südschweden in ein Winterparadies verwandelt hat.
Eisgang zwischen den Inseln
Noch bevor der Schneefall am Anfang der Woche eingesetzt hat, mache ich am Sonntag einen Spaziergang entlang der Westküste von Öckerö. Die wochenlange Kälte mit wenig Wind hat mittlerweile dafür gesorgt, dass der Schärengarten auch zwischen den Inseln zu Eis erstarrt. Während die kleinen Häfen ohnehin schon begehbar zugefroren sind, so ist zusätzlich der komplette Schärengarten von einer schneebedeckten Eisfläche umgeben. Auch wenn diese nahe der Küste durch die Meeresbewegung an den Felsen wieder aufgebrochen ist.
Bei diesen traumhaften Verhältnissen lasse ich es mir nicht nehmen und gehe ein weiteres Mal Eisbaden. Da die Leiter im Hafen nur noch auf eine undurchdringliche Eisfläche führt und meine zweite Stelle ebenfalls zugefroren ist, bade ich direkt an den Schären. Dort ist dank der Wellen die Eisfläche aufgebrochen. Während sich in der Ferne die Sonne langsam dem Horizont nähert, schaue ich auf das Meer hinaus und habe Mühe die massiven Eisschollen von mir fern zu halten. Von Weitem sieht ein eisbedecktes Gewässer immer ruhig und friedlich aus, aber erst auf gleicher Höhe realisiert man welche Kraft tatsächlich dahinter steckt.
Über Nacht eingeschneit
Bereits am Sonntagabend beginnt es leicht zu schneien und für Montag ist über den Tag hinweg 20mm reiner Niederschlag vorhergesagt. Bei leichten Minusgraden stehen die Chance ebenfalls gut, dass uns eben jener später Winter auch für einige Tage erhalten bleibt. Am Morgen staune ich beim Anblick meiner Terrasse nicht schlecht, die nun unter ein dicken Schneedecke begraben liegt. Selbst das Fahrrad ist minuziös mit einer Schneeschicht bedeckt. Fasziniert vom Anblick beginne ich den Tag mit einem Winterspaziergang über Öckerö, während es weiter dicke Flecken schneit. Auf dem Weg zum kleinen Hafen fährt der neue türkische Elektrobus an mir vorbei. Nach gut zwei Wochen in Betrieb macht dieser trotz Kälte und schneebedeckter Fahrbahn eine gute Figur, wobei lediglich das Design etwas klobig ist...
Auf dem Rückweg schaue ich noch einmal beim Sportplatz vorbei. Die vorher dürftig präparierten Klassik-Spuren sind komplett verschneit und insgesamt liegen dort ca. 15 cm "schwerer" Schnee. In der Hoffnung, dass der Tag noch etwas mehr bringt, plane ich für den Nachmittag eine Skitour im wohl zur Zeit westlichsten Skigebiet Schweden's. Glücklicherweise schneit es den ganzen Tag lang und am Ende sind die Verhältnisse mehr als ausreichend für eine Skitour.
Schweden's westlichste Skigebiet
Da ich mit meinen Skatingski eine etwas breitere, feste Unterlage benötige, planiere ich die erste halbe Stunden eine Schleife quer über den Sportplatz. Etwas mühsam und bei anhaltenden Schneefall nicht gerade gemütlich, aber absolut lohnenswert mit Hinblick auf das Endergebnis. Die folgende Stunde drehe ich auf dieser knapp 300m langen Schleife meine Runden und genieße diese unverhoffte Skitour. Nach 11 km und einer mittlerweile aufgelockerten Loipe mache ich mich hungrig aber zu Frieden auf den Weg nach Hause. In der Hoffnung, dass der für Mogren bereits angekündigte Regen eher gering ausfällt, mache ich noch einen abendlichen Spaziergang um diesen Tag gebührend zu beenden.
Tatsächlich kommt am nächsten Tag der Regen – fällt allerdings eher sparsam aus und gestattet mir somit eine weitere Skitour. Diese in Aussicht schreibt sich das Resume-Kapitel meiner Bachelorarbeit um ein Vielfaches leichter. Letztere schreibe ich seit Januar anknüpfend an die Thematik meines Praktikums am Fraunhofer Institut. Auch wenn die Problemstellung für mich relativ vertraut und intuitiv verständlich ist, so ist es immer wieder überraschend, wie groß gerade der Spalt zwischen "wahrer" Mathematik und dem Alltagsverständnis ist. Während in anderen Wissenschaften oft die Praxis den Bogen zum grundsätzlichen Verständnis schlägt, so schwebt die Mathematik oft völlig losgelöst in anderen Sphären. Das merke ich ebenfalls als ich einen mathematischen Artikel plane und realisiere, welche Menge an Konzepten erst einmal eingeführt und verstanden werden müssen, bevor die eigentliche Thematik geeignet erklärt werden kann.
Ich gehe lieber nicht mehr in die Tiefe und kehre wieder in die Realität zurück. Ebenso plötzlich wie der Winter gekommen ist verlässt er Öckerö auch wieder. Allerdings türmen sich, trotz leichter Plusgrade und gelegentlichen Regen, auch am Wochenende noch kleine, schmutzige Schneeberge an den Straßenrändern. Am heutigen Sonntag kommen bei 6°C und Sonnenschein allerdings schon fast Frühlingsgefühle auf, während das zum Teil senfgelbe Gras langsam seine grüne Farbe zurückgewinnt.
Bis dahin,
Kai