Nachdem letzte Woche die visuelle Unterstützung etwas mager ausgefallen ist, bietet der mittlerweile verschneit und zugefrorene Schärengarten diverse Motive. Somit mache ich mich am frühen Sonntagnachmittag auf den Weg nach Stuvö Vale dem höchsten Punkt der im Norden liegenden Insel Hälsö.
Bereits am Sonntagabend vergangene Woche ist der Winter in Südwesten Schwedens zurückgekehrt. Dank anhaltender Minusgrade bleibt er dieses Mal auch bis auf Weiteres. Da ich zur Zeit hauptsächlich von zu Hause arbeite, habe ich glücklicherweise auch genug Zeit die verschneite Natur zu genießen. Insgesamt ist Gerde so viel Schnee gefallen, dass die ersten Langläufer die unendliche Weite des Fußballfeldes auf einer Skitour erkunden. Obendrein klärt sich auch das Mysterium, warum die Au im Norden der Insel vor dem Winter aufgestaut und kurzerhand alle Schafe umgesiedelt wurden. Während auf dem breiten Stück der Au ein Eishockeyfeld eingerichtet wurde, so kann man die etwas engeren Stücke mit Schlittschuhen erkunden. Auch wenn in eine paar Wochen in Schweden die Winterferien beginnen, so wird der jetzige, kleine Wintereinbruch vollends ausgekostet.
Mit dem Fortschreiten der Woche wird auch die Skispur auf dem Fußballfeld immer fester. Ich wage es allerdings noch nicht mit meinen Skatingski die dünne Schneedecke mit gelegentlichen Grasbüscheln zu befahren und hoffe auf mehr...
Staubsaugen unerwünscht
Es ist doch immer wieder erstaunlich was für Maßnahmen spontane oder auch hartnäckige Wintereinbrüche nach sich ziehen. Aufgrund der anhaltenden Kälte seit ein paar Wochen ist im Norden der Energieverbrauch so hoch wie nie zuvor. Aufgrund dessen wird sowohl in Schweden als auch in Norwegen an die Bevölkerung appelliert, den eigenen Energieverbrauch zu reduzieren bzw. kritisch zu hinterfragen. Gerade diverse Elektroautos, die am Heimnetz geladen und vorgewärmt werden, sorgen für eine Explosion des Verbrauches (und des Preises). In Anlehnung an den schwedischen Nachrichtensender SVT kann, man allerdings auch auf andere Weise dazu beitragen das Netz zu Stoßzeiten nicht zu überlasten. Ein Beispiel wäre diesbezüglich das Staubsaugen morgens und abends, doch nach Möglichkeit in den Vormittag oder auf das Wochenende zu verschieben (Artikel SVT). Pflichtgemäß sauge ich also erst am Samstagvormittag mein kleines Domizil, während im Fernsehen der Skiweltcup aus dem nahen Ulricehamn übertragen wird, die 60°C-Wäsche ihre Runden dreht und der Toaster meine Brötchen von gestern aufwärmt...
Es ist natürlich unbestritten, dass unnötiger Energieverbrauch, egal ob Stoßzeit oder nicht, mit Hinblick auf die Umweltbelastung vermieden werden sollte. Das allerdings der anhaltende und von staatlicher Seite gewünschte Verkauf von Elektroautos darin mündet, dass Ersatz Öl-Kraftwerke zugeschaltet werden müssen, ist ebenso inakzeptabel. Da schafft als letzter Strohalm auch das Staubsaugen am Vormittag keine Abhilfe und ignoriert das eigentliche Problem. Das obendrein nun Elektrobusse im Halbstundentakt die Insel befahren ist löblich, aber sinnvoll? Alles in allem nur, wenn es die Infrastruktur zulässt und das Problem nicht nur verlagert wird. Sei es örtliche oder auch zeitliche Verlagerung.
Spaziergang in die Finnmark
Da ich während der Woche wenig aktiv war, ist mein Energiespeicher gut gefüllt und so mache ich mich am heutigen Sonntag auf den Weg nach Stuvö Vale. Dem höchsten Punkt von der im Norden von Öckerö anknüpfenden Insel Hälsö. Bisher habe ich diesen "Berg" auf meinen Laufrunden immer nur umrundet, aber nie integriert. Wie so oft in Schweden sind Trumpelpfade dieser Art mit farbigen Punkte an Bäumen oder Steinen gekennzeichnet. Aufgrund der verschlossenen Schneedecke sind diese allerdings schwer zu finden und so folge ich hauptsächlich den Fußspuren meiner Vorgänger. Tatsächlich ist es so wesentlich einfacher dem womöglich wirklichen Weg zu folgen, als ohne Schnee.
Angekommen auf der Spitze eröffnet sich mir ein Anblick, der mich stark an die Zeit in der Finnmark zurückerinnert. Dunkelblaues Meer, an schneebedeckten Felsen und bunte Häuser entlang der schroffen Küste. Wobei letztere hier im Allgemeinen rot oder weiß sind und die Felsen nicht derart hoch aus dem Meer empor steigen. Aber auch das tiefblaue Skagerrak steht dem Nordpolarmeer in Nichts nach. Trotzdem wäre ein Besuch im äußersten Norden von Norwegen so langsam wieder an der Zeit - allerspätestens im Sommer.
Bis dahin,
Kai