Eisbaden Schweden

Zwischen den Eisschollen

Technische Probleme mit dem Bildupload und somit vorerst leider ohne visuelle Eindrücke.

Nach drei Wochen unbeabsichtigter Winterruhe kehrt nun wieder Leben auf dem Blog ein. Auch wenn in den letzten Wochen seit meiner Rückkehr aus Åsarna so Einiges passiert ist, habe ich nie wirklich den Zeitpunkt gefunden die Geschehnisse geeignet aufzubereiten. Nun aber endlich.

Die goldene Kundennummer

Während man in Deutschland oft das Gefühl hat, dass die ein oder andere Datenschutzvorschrift aus einem missverstandenen Glückskeks entstammt, geht man in Schweden einen komplett anderen Weg. Anstelle sich die wildesten Konstrukte zu überlegen, um keinen Zusammenhang zwischen sensiblen Daten und der zugehörigen Person preiszugeben, läuft jedwede Identifikation über die Personennummer. Der Mobilfunkvertrag, das Bankkonto, die Mitgliedschaft im Sportverein oder die Registrierung in einem Treueprogramm - alles hängt an der Personennummer. Ungeachtet möglicher Risiken wird sofort klar, dass man ohne diese goldene Kundennummer in Schweden nur schwer Fuß fassen wird.

Im Gegensatz zur unkomplizierten Handhabung hat man sich bei den Vergabekriterien Mühe gegeben, diese möglichst vielfältig auszugestalten. Trotzdem bin ich mit meinem Teil-Studium und Teilvollzeit-Arbeitsaufenthalt aus dem Raster gefallen, was die Bearbeitung meines Antrags seit Oktober etwas in die Länge gezogen hat. Neben klassischen Versicherungspapieren musste ich Arbeits- und Studienverträge sowie eine Bescheinigung über ausreichende finanzielle Mittel vorlegen. Während ich den Antrag offiziell im Skatteverket eingereicht habe (ich berichtete), lief die restliche Abstimmung sehr komfortabel über E-Mail. Nahezu zeitgleich mit dem offiziellen Willkommen in Schweden-Brief trudelten kurz nach Jahreswechsel diverse weitere Begrüßungs-Schreiben ein. Von der örtlichen (Kirchen- und ) Gemeinde, von Sportvereinen, vom Gartencenter in Kungälv, von MrThai um die Ecke und MyDentist. Letztere lädt zudem zu einer kostenlosen Begrüßungskontrolle ein und kann mir das monatliche Zahnarztabonnement für 59,- SEK nur wärmstens empfehlen. Abgezapft, verkorkt ...

 

Zurück an die Uni an den Schreibtisch

Nachdem ich seit Oktober in Vollzeit mein Praktikum abgelegt habe, begann mit dem Jahreswechsel ein neuer Abschnitt des Auslandsaufenthaltes. Während ich fortan nur noch einen Tag pro Woche am Institut arbeite, beginne ich zusätzlich mein Auslandssemester an der gegenüberliegenden Hochschule Chalmers  [Schallmähch]. Nebenbei oder hauptsächlich schreibe ich allerdings endlich meine Abschlussarbeit des Bachelorstudium, welches schon seit einem Jahr mehr oder weniger ins Masterstudium übergegangen ist.  Tragischerweise ist natürlich sämtliche Form von Präsenzunterricht eingestellt und durch diverse Videomeetings ersetzt. Somit kann ich zwar relativ komfortabel aus dem Schärengarten studieren, komme aber mit Niemanden in Kontakt und werde auch die Uni vorerst nur von Außen betrachten können. Kein Zugang zur Bibliothek, zur Sporthalle oder Sportkursen, zum unieigenen Schwimmbad, den kostenlosen Fitnessstudios Fysiken oder der Sauna.

Alles in Allem ärgerlich, aber man macht das Beste aus der Situation. Nicht zuletzt ist es gerade jetzt, während ich die Bachelorarbeit schreibe, gar nicht schlecht sich das zeitintensive Pendeln sparen zu können. Nebenbei versuche ich seit ein paar Wochen einen mathematischen Formeleditor mit meinem Beitragseditor zu verbinden. Bisher sträubt sich allerdings die Technik erfolgreich gegen einen möglichen Zuwachs an mathematischen Berichten auf diesem Blog.

Eiskaltes Vergnügen

Somit sind wir in der Gegenwart angekommen es ist Samstagmorgen und beim gestrigen Kaffeetrinken mit meinen Vermietern haben wir uns heute zum Eisbaden verabredet. Ob Entscheidung im Affekt oder als Folge des Buches von Wim Hof kann ich nicht genau sagen. Da es tendenziell letzteres ist und ich sportlich gerne mal nach eine Herausforderung suche, fiel mir die Entscheidung immerhin nicht schwer.

Die Tage werden langsam länger und so haben wir uns zum herannahenden Sonnenuntergang um 15.30 Uhr verabredet. Es geht zum Aufwärmen eine kleine Laufrunde um den Block und Schritt für Schritt dem Großereignis näher. Das letzte Mal habe ich im Sommer im süddänischen Mommark gebadet, was bei frischen Temperaturen bereits etwas Überwindung gekostet hat. Rational-denkend gehe ich aber von einem nichtlinearen Zusammenhang zwischen meinem Kälteempfinden und der Wassertemperatur aus. Obendrein ist der Temperaturunterschied zwischen sommerlicher Ostsee und heißer Dusche viel größer als sommerliche Ostsee und eisbedecktes Skagerrak.

Ohne noch weiter nachzudenken steige ich in das Eisloch und fühle - nichts. Kein Zittern, kein Kälteempfinden, lediglich die Atmung beginnt zu schnappen. Insgesamt plansche ich knapp eine Minute, stoße mehrmals gegen die ungewohnte Eisdecke am Rand und habe am Ende die Kontrolle über die Atmung wieder gewonnen. Beim Verlassen des Wassers erzeugt der kalte Wind auf der Haut das erste Mal das Gefühl von Frieren. Nachdem schließlich alle einmal im Wasser waren geht es im Laufschritt in die bereits vorgeheizte Sauna.

Was für ein Erlebnis und es wird sicherlich nicht mein letztes Eisbaden gewesen sein.

 

Bis dahin,

Kai

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