Winter Jämtland

Eiszeit in Åsarna

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Nach zwei aktiven Tagen in den Loipen rund um Åsarna beginnt der Winter erst so richtig. Das Thermometer fällt von bereits frischen -10°C auf zeitweise -26°C. Ich wage trotzdem ein paar kleine Touren, habe aber massive Schwierigkeiten bei diesen Temperaturen den Körper warm und in Gang zu halten.

Glasklar und Eiskalt

Der für morgen anberaumte Temperatursturz zeichnet sich bereits durch einen glasklaren Himmel und absolute Windstille ab. Unbeeindruckt vom Wetterbericht aber gleichwohl beeindruckt von der absoluten Schönheit der winterlichen Umgebung verbringe ich den heutigen Tag ausgiebig an der frischen Luft. Da die Alternativloipe jenseits des Ljungan nicht durchgängig gespurt ist, geht es wieder hinauf zur Kirche. Im Laufe des Vormittags drehe ich auf der Hochebene meine Runden. Abwechselnd durch klassische Kiefernwälder, eisige Hochmoorebenen und neuaufgeforstete, schulterhohe „Wäldchen“.  Nach einer weiteren abendlichen Tour kommen an diesem Tag 43,5 km zusammen. Neben der übermäßigen Beanspruchung meiner Oberschenkelmuskulatur, lässt sich am Abend aber auch die fallende Temperatur nicht mehr leugnen: -18 °C.

Am nächsten Morgen hat die eisige Nacht das Thermometer schließlich auf -26 °C gedrückt. Bereits auf dem kurzen Weg zum Haupthaus/Restaurant ist die Kälte beeindruckend und unangenehm zugleich. Zurück vom Frühstück entschließe ich mich in der nahegelegenen Rundloipe zwischen Ski- und Biathlonstadion ein paar Runden zu drehen. Trotz doppelter Montur und ohne nennenswerte Abfahrten, schaffe ich es nicht den Körper warm zu halten. Nach einer halben Stunde Skating im gemächlichen Tempo trete ich, getrieben von der Kälte den Rückzug an.

Phänomen Kälte

Zurück im warmen Zimmer wärme ich mich bei Tee und Keksen wieder auf. Passend zum aktuellen Wetter lese ich gerade ein Buch über Wim Hof, der kurzum durch Atmung/Yoga/Meditation und Kältetraining, gelernt hat sein autonomes Nervensystem zu kontrollieren. Beeindruckt von der soeben verspürten Kraft der Kälte lese ich gebannt die ersten 100 Seiten des Buches, was mit Hinblick auf mein sonstiges Leseverhaltens außergewöhnlich ist. Wenngleich vorerst etwas ausufernd Wim’s Werdegang beschreiben wird, so ist der folgende Teil über das Kältetraining zusammen mit speziellen Atemübungen umso spannender. Während mir bereits beim Yoga einige Aspekte zu spirituell begründet sind, so nutzt dieser Ansatz keine Form des Glaubens sondern nur die Atmung.

Zurück aus den Zeilen beschließe ich noch eine frühabendliche Runde im Schein der Stirnlampe zu unternehmen. Es ist natürlich fortwährend eiszeitlich-frisch, aber der eisige Wald ist schlichtweg zu verlockend. Der Schnee knirscht und kratzt leise unter den Skiern, um den Lichtkegel herum ist alles dunkel und jeder noch so kleine, eisige Atemzug erreicht auch das letzte Lungenbläschen. Um nicht wie viele norwegische Skilangläufer in Zukunft an Kälteasthma zu leiden, genügt mir jedoch eine weitere halbe Stunde an diesem Tag.

Speisen neben Goldmedaillen

Neben der einfachen Erreichbarkeit ist auch die Verpflegung im Skicenter Åsarna ein absolutes Plus. Neben einem frischen und abwechslungsreichen Salatbuffet gibt es am Abend stets ein Fisch- oder Fleischgericht nebst Suppe als Vorspeise. Falls allerdings die Beilage nicht zusagt oder der Fisch selbst, ist die hauseigene Sauerteig-Pizza eine mehr als ebenbürtige Alternative. Nebenbei ist noch zu erwähnen, dass das komplette Restaurant überzeugend und nicht-kitschig, wintersportlich eingerichtet ist. In den Vordergrund rücken dabei natürlich die diversen Auszeichungen von Thomas Wassberg, der ursprünglich aus Åsarna kommt und hier nichtzuletzt die Loipen spurt. Neben Goldmedaillen aus Sarajevo, Lake Placid und Calgary füllen sämtliche Medaillen und Pokale zwei Tischvitrinen und eine vier mal zwei Meter lange Vitrine.

In dieser Atmosphäre und bei einer zusätzlichen Salatportion lassen sich die Energiereserven für den neuen Tag ohne Probleme wieder auffüllen. Auch wenn weiterhin frische -22°C gemeldet sind.

Bis dahin,

Kai

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