Am Morgen des 2. Januars geht es das restliche Stück von Östersund bis nach Åsarna mit der Inlandsbana. Dieses kleine, private Eisenbahnunternehmen verkehrt nun im Winter einmal täglich auf der Strecke zwischen zwischen Östersund und Mora.
Kleinbahnromantik
Dem Anschein nach wird allerdings nur an den Stationen gehalten, für die im Voraus getätigte Buchung existieren. Jedenfalls hält der Zug auf der gesamten Strecke nur ein einzige Mal in Brunflo, wo wir auf die kleine Nebenstrecke in Richtung Süden abzweigen. Eingleisig ist hier sowieso alles.
Insgesamt ist der kleine, zweiachsige Triebwagen schon etwas in die Jahre gekommen und mit Schneeschaufel und diversen anderen Hilfsmitteln für den schwedischen Winter gewappnet. Aufgrund der kürzlichen Schneefälle und dem gestrigen Feiertag durchpflügt der Zug gelegentlich kleine Schneewehen, die darauffolgenden in wolkenform an meinem Fenster vorbeiwirbeln. Während draußen das bläuliche Tageslicht die Dunkelheit ablöst, hole ich noch twas Schlaf nach. Kurz vor Åsarna fragt mich die Schaffnerin, wo ich denn mit dem Gepäck hinmöchte oder ob ich am "Haupt"-Bahnhof abgeholt werde. Entsprechend meines Zieles halten wir spontan am Haltepunkt Åsarna Södra, der nur wenige Meter vom Skicenter Åsarna entfernt liegt. Die schneegeräumte Haltestelle ist knapp drei Meter lang, so dass neben Führerhaus die Tür gerade so Platz findet.
Das goldene Städtchen
Würde nicht bereits der erleuchtete Eingang der Herberge hinter dem Schneeberg hervorschauen, könnte man meinen man wäre im Nichts ausgestiegen. Die Rücklichter des Zuges verschwinden schnell in der Ferne und ich ziehe meinen Koffer zum Empfangsgebäude und Restaurant der Herberge. Neben der Tatsche, dass das Frühstücksbuffet schon bereit steht, kann ich mein Zimmer ebenfalls direkt beziehen. Das Zimmer ist klassisch einfach gehalten und Duschen befinden sich auf dem Flur. Neben dieser Form gibt es aber auch kleine Hütten mit eigener Küche oder simple Stellplätze für den Campingwagen zu mieten.
Gut gestärkt vom Frühstücksbuffet geht es am Vormittag auf die erste Erkundungstour. Auf der Website des örtlichen Skivereins, die passenderweise den Namen guldbyn (zu dt. Goldstädtchen) trägt, wird unregelmäßig über die Loipenspurung berichtet. Aufgrund der letztlich Schneefälle scheint dieser Bericht allerdings nicht ganz aktuell zu sein und ich folge den frischen Spuren im Schnee.
Wer bremst verliert, wer steht erfriert
Die Tour am ersten Tag führt mich vorerst hinauf zur Kirche überhalb des Dorfes. Von dort geht es in der 15km-Variante der gleichnamigen Kirchenspur in einer Schleife durch sperrlichen Birken- und Tannenwälder, Hochmoore und kahle Ebenen. Auf dem Rückweg bzw. der Abfahrt zur Herberge drehe ich noch eine Ehrenrunde im Skistadion und erreiche nach gut 22 km wieder meinen Ausgangspunkt. Voller Energie und zurückgewonnener Wärme drehe ich noch eine abendliche zehn Kilometer runde im Schein meiner Stirnlampe oder den teilweise beleuchteten Loipen.
Bereits am Abend ist der wolkenverhangene Himmel aufgerissen und für morgen sind frische -13°C vorhergesagt. Der Wetterbericht behält recht und ich wähle für den zweiten Tag grundsätzlich die gleiche Tour wie gestern. Dieses Mal bin ich allerdings noch vor den ersten Sonnenstrahlen unterwegs und erst beim Erreichen der Kirche überschreitet die Sonne den Horizont bzw. die Bergkette am Horizont. Trotz der intensiven Belastung habe ich Mühe meine Finger warm zu halten. Auf der Abfahrt am Ende gefriert schlussendlich die Rückseite meiner Langlaufjacke im Fahrtwind. Für Mittwoch sind knackige -23°C vorhergesagt. Ich werde berichten, bin mir aber nicht sicher, ob ich für derart niedrige Temperaturen richtig ausgerüstet bin.
Bis dahin,
Kai