Sturm Schweden

Zeit der Winterstürme

Pünktlich zu Beginn der zweiten Novemberhälfte trifft der erste Wintersturm auf die schwedische Westküste. Während ich in meiner zweiten Wahlheimat Kaiserlautern Wind höchstens als Fahrtwind beim Radfahren wahrgenommen habe, so sind konstante 16 m/s ein deutlicher Unterschied. Bei Spitzengeschwindigkeiten bis zu 24 m/s hält mich schließlich wohl nur noch ein Bruchteil meines Körpergewichts am Boden.

Wellenreiten

Passend zur Höchstzeit des Sturmtiefs habe ich mich im Homeoffice zu Hause auf Öckerö einquartiert und kann so meine Mittagspause für einen kleinen Sturmspaziergang nutzen. Zu meiner Überraschung bin ich nicht der Einzige, der an diesem Tag die kleine Bucht Hummerviken ansteuert, um die großen Wellen zu beobachten. Lauernd auf die perfekte Welle treiben einige Surfer nur unweit der schroffen Felsen in der kleinen Bucht am Westende von Öckerö. Abgesehen von den bereits frischen Temperaturen, die das Tief mit sich gebracht hat, ist das Durchhaltevermögen der Surfer bewundernswert. Abwarten, neu positionieren, überspült werden, innerhalb von Sekunden los paddeln und knappe fünf Sekunden auf der brechenden Welle reiten, bevor sie am felsigen Strand bricht. Für den Moment genügt mir das Zusehen, aber in diese Kulisse einmal selber einzutauchen, ist ein weiterer Punkt für die ToDo-Liste Corona-konformer Aktivitäten. Vorher und unter etwas ruhigeren Umständen steht allerdings das Anbaden an, dass ich bisher noch vor mir her geschoben habe.

Nach getaner Arbeit gehen ich am Abend noch einmal runter ans Meer und positioniere mich windgeschützt hinter einem Felsvorsprung und beobachte die Wellen, die unweit von mir an den Schären brechen. Ausgestattet mit dem Fotoapparat verharre ich eine Weile, genieße den Wind, die gelegentliche Gischt und die schiere Kraft der Natur, bevor ich wieder nach Hause spaziere. Völlig überraschend legt sich der Sturm in der Nacht zu Freitag nahezu komplett, so dass am Freitagnachmittag nur noch die Bilder auf meiner Festplatte an den rauen Vortag erinnern.

Nachdem ich nun drei volle Tage von zu Hause gearbeitet habe, steige ich um 16.30 Uhr unverzüglich ins Wochenende ein ohne vorerst eineinhalb Stunden nach Hause zu fahren. Weiterhin empfinde ich die lange Pendelzeit allerdings nicht als sonderlich unangenehm, da ich selbst entscheiden kann, wann und wie viel ich von zu Hause arbeite. Zudem ist der Bus selten "voll", höchstens halb-besetzt, sodass ich komfortabel abschalten kann, bevor ich am Abend noch etwas koche und schließlich schlafen gehe. Dass an solchen Tagen selten Zeit bleibt für weitere Aktivitäten ist offensichtlich wie auch zu erwarten. Somit schätze ich die gegebene Flexibilität und weiß mittlerweile sowohl die Zeit zu Hause als auch an Tagen am Institut für mich zu nutzen.

Winter, Weihnachten und Schnee

Trotzdem wir dieses Jahr einen relativ milden wenngleich auch stürmischen November erleben, so liegt in Göteborg bereits genug Schnee für eine erste Skitour. Fairerweise muss an dieser Stelle angemerkt werden, dass der Schnee auch schon im Juli lag und die Loipen auch nicht durch den angrenzenden Wald verlaufen, sondern in einer Skihalle im Nordosten der Stadt. Nach knapp zwei Monaten vor Ort und einem passenden Angebot konnte ich nun nicht mehr länger warten und habe mich für das erste Dezemberwochenende im First Hotel G einquartiert. Direkt über dem Hauptbahnhof gelegen, kann ich so hoffentlich die abfahrenden Nachtzüge gen Nordschweden beobachten und gleichzeitig am nächsten Morgen meine ersten Runden im frischpräparierten Skidome drehen.

Da ich zudem von Freitag bis Montag in der Stadt bleibe, wird sicherlich auch noch Zeit für den ein oder anderen Spaziergang durch die Altstadt sein. Diese erstrahlt bereits seit Anfang November in weihnachtlicher Atmosphäre und bis dahin wird mit Sicherheit auch die Weihnachtsdekoration voll aufgefahren sein. Trotzdem Weihnachtsmärkte oder Lucia-Umzüge und -Konzerte auch in Schweden vollständig abgesagt sind, so bleibt weiterhin die Möglichkeit im kleinen Kreise oder alleine diese Zeit zu genießen. Nicht zuletzt haben ja Restaurants, Cafés und Bäckerei weiterhin geöffnet und bieten unter angepassten Umständen auch gelegentlich das klassische Julbord (skandinavisches Weihnachtsbuffet) an. Wie so oft in dieser Zeit ist es allerdings noch zu früh große Pläne zu machen. So werde ic also noch etwas abwarten müssen, ob ich dieses Jahr in den Genuss eines schwedischen Julbords komme.

 

Bis dahin

Kai

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