Im Gegensatz zur letzten Woche ist dieser Artikel brandaktuell, aber ein wenig verspätet. Dank eines unternehmensinternen freien Freitag liegt ein sehr langes Wochenende vor mir, was geschickt und abhängig von der Wettervorhersage genutzt werden möchte. Da ich zudem Besuch bekommen habe, fällt die Entscheidung auf eine Mischung aus Stadtbummel in Göteborg, Erkundung des nördlichen Schärengartens und spätherbstliche Entspannung bei Kaffee und Kuchen. In diesem Artikel liegt der Fokus jedoch auf dem Ausflug nach Rörö - der nördlichsten Insel im nördlichen Schärengarten.
Freie Fahrt rund um die Uhr
Während Hälsö, Öckerö, Hönö und Fotö über Dämme und Brücken miteinander verbunden sind, so ist das nördliche Ensemble um Källö-Knippla, Hyppeln und Rörö nur mit der Fähre zu erreichen. Wie jedoch alle Fähren, verkehren auch diese kostenlos, nahezu rund um die Uhr und zu jeder Wetterlage. Etwas kurzentschlossen machen wir uns am Vormittag auf den Weg zum Fähranleger im Norden von Hälsö, um von dort mit Zwischenstopp Hyppeln nach Rörö zu fahren. Im Gegensatz zu allen anderen Inseln wohnen auf Rörö jedoch nur noch sehr wenige Menschen (dauerhaft), aber mit verlässlicher Fährverbindung und Supermarkt faktisch wie auf Saltkråkan.
Desinfektion im Naturschutzgebiet
Neben den wenigen Häusern ist jedoch ein Großteil der Insel ein freibegehbares Naturschutzgebiet, mit Rundwanderwegen, Badebuchten und Grillplätzen. Ausgehend vom kleinen Hafen der Insel machen wir uns auf den Weg und landen bereits nach wenigen Metern in einer verschlafenen Badebucht mit weißen Sandstrand. Bei ohnehin klarem Wetter und herrlichem Sonnenschein täuscht die Idylle jedoch über die Wassertemperatur hinweg, die weit unterhalb der Wohlfühltemperatur liegt. Nach einer kurzen Pause geht es auf kleinen Pfaden weiter über Felsen und schließlich in das umzäunte Naturschutzgebiet. Anscheinend möchte man aber nur die Schafe von den zum Teil fürstlichen Gärten im Ortskern fern halten, da das Gebiet für uns freibegehbar ist.
Neben uns genießen auch noch viele andere Tagesbesucher die Idylle zu Fuß oder auf dem Mountainbike. Trotzdem etwas überraschend hängen am Eingang und an jeder Picknickbank der Insel Desinfektionsspender. Unter allgemein lockeren, eigenverantwortlichen Corona-Maßnahmen in Schweden ist das Bild doch kurios und wäre bis vor einem Jahr (wie so vieles) völlig unvorstellbar gewesen.
Schuh-Treibgut
Wie in einigen Gegenden in Norddeutschland versucht man auch hier den Inselrosen Herr zu werden, die prächtig unter den widrigsten Bedingungen gedeihen und alles andere im Keim ersticken. Neben gelegentlichen kleinen Kiefern- und Birkenhainen laufe wir an zum Teil ebenso großen Sammelstellen von Inselrosenleichen vorbei bis wir die Westküste der Insel erreichen. Unter und nach zahlreichen Stürmen hat man hier begonnen aus dem Treibgut kleine Hütten zu bauen, die im herrlichen Sonnenlicht ein tolles Bild abgeben. Trotzdem Holz, Tampen und Bojen die wohl prominentesten Treibgüter sind, so ist auch die Anzahl an Schuhen nicht zu unterschätzen. Entlang des Trampelpfades säumen diese Fundstücke feinsäuberlich aufgereiht den Wegesrand. Man möge an dieser Stelle gerne raten, welcher Typ Schuh unter den Angespülten wohl der Häufigste ist....
Erstaunlicherweise treffen wir die Schafsherde der Insel am Steinstrand "grasend", wobei sie sich eher für uns Spaziergänger interessieren als für das spärlich wachsende Unkraut. Während ein Teil der Herde eher auf Abstand bleibt (konsequente Umsetzung der Corona-Maßnahmen), sind zwei der Schafe extrem zutraulich und kommen direkt angelaufen. Sehr friedlich, aber wohl auf Essen aus, lassen sie auch erst locker als sie feststellen, dass ich wirklich (kein) Essen habe bzw. nur Salamibrote im Rucksack.
Goldener Herbst
Der Rest des Weges verläuft nun entlang des Steinstrandes und auf klassischen Felsen zum nördlichen Ende der Insel. Bevor es von dort wieder zurück zum Hafen geht, genießen wir den weiten Blick auf's Meer als auch die entfernten Inseln in Küstennähe. Bei der Ankunft überhalb des Ortes herrscht bereits nachmittägliche Dämmerung und der bisher klare Herbsthimmel ist leicht bedeckt. Bis zur Abfahrt der Fähre genießen wir das goldenen Herbstlicht in den engen Gassen der Insel, das bunte Laub auf den Wegen und die unverkennbar beruhigende Atmosphäre dieses Idylls. Ein Leben wie auf Saltkråkan, aber rein praktisch doch vielleicht etwas zu abgelegen hier im Norden.
Bis kommende Woche!
Kai
Mal wieder traumhafte Bilder 😍
Und bei den Schuhen möchte ich gerne auf Nike-Sneaker tippen 😀
Halloja!
Danke. Es war schlichtweg ein grandioser Herbsttag, aber ungewöhnlich viele Nikesneaker standen dort nicht…
Gruß,
Kai