




Die erste Woche in Schweden ist vorüber und viel ist passiert. Nach zwei Tagen Homeoffice zum Beginn der Woche, folgten drei ereignisreiche Tage im neuen, schwedischen Arbeitsalltag am Forschungsinstitut.
Formen der Arbeit
Es ist 6.00 Uhr, Montagmorgen und der Regen prasselt leise auf das Dach. Bevor ich am Mittwoch das erste Mal vor Ort am Institut arbeiten werde, beginnt mein Praktikum vorerst aus dem Homeoffice. Einerseits bin ich diese Form der Arbeit von zu Hause am Schreibtisch nach einem digitalen Semester ja durchaus gewöhnt. In einem richtigen Arbeitsverhältnis, wie es mein Praktikum ist, gehe ich jedoch merklich fokussierter vor. Im Wesentlichen nicht mehr oder weniger konzentriert, sondern eher zusammenhängender und auf die Arbeit beschränkt. Während ein sonstiger Unitag gelegentlich auch aus acht Stunden bestand, so hat man diesen im eigenen Interesse durch Pausen aufgelockert und mit anderen Aufgaben für Abwechslung gesorgt. Nun gehe ich kurz Mal zum Durchatmen auf die Terrasse, mache eine halbe Stunde Mittagspause und beende nach erfolgreicher Einarbeitung in die Thematik meinen Arbeitstag um 15.30 Uhr.
Vervollständigt wird dieser erste Tag dann noch von einem Gang zum örtlichen Inselbäcker, der mit eigener Backstube auf der Insel noch selber vor Ort backt. Als verwöhnter deutscher Brotpurist und Liebhaber jedweder Backkunst, überzeugt mich auch dieser Bäcker. Wenngleich die Brotvariation eher luftig, weniger kompakt sind, überzeugt trotzdem die Auswahl und die Möglichkeit online spezielle Brote vorzubestellen. Am Ende des Tages kann ich mich sehr glücklich schätzen eine echte Bäckerei in der Nähe zu haben, die in Schweden aufgrund überall präsenter Backstationen in Supermärkten rar gesät sind oder sich ausschließlich auf süße Backwaren beschränken.
Einstieg in eine neue Welt
Es ist 5.00 Uhr Montagmorgen und der Regen prasselt fortwährend auf das Dach. Nach anfänglich noch geradezu sommerlichen Tagen hat nun der regnerische Herbst Einzug erhalten. Nichtsdestotrotz durchlaufe ich meine am Abend vorher sorgfältig durchdachte und soweit möglich vorbereitete Morgenroutine - Duschen, Frühstück, Brot- und Salatdose einpacken und zum Bus. Je nach Richtung bin ich im besten Fall eine Stunden und sechs Minuten unterwegs und spaziere zusätzlich noch sechs Minuten bis ich meine Arbeitsstelle erreiche. Trotzdem diese Form des Pendelns in einem Reisebus sehr komfortabel ist, so bleibt auf lange Sicht jedoch nur noch wenig vom Alltag übrig. In meiner derzeitigen Situation kann ich allerdings vorerst gut damit leben und sehe gelegentliche Arbeitstage im Homeoffice als zusätzliches Privileg.
Der erste Tag am Institut ist wie so viele erste Tage sehr ereignisreich. Ohne jemals in einem deutschen Büro gearbeitet zu haben, überzeugt die Atmosphäre im schwedischen Büro absolut. Auch wenn weiterhin wenige Leute vor Ort arbeiten, werde ich sukzessive allen (ca. 20) Anwesenden bei einem Einführungsrundgang vorgestellt. Zudem passieren wir die geräumigen Pausenräume mit Kaffeeautomaten, Kühlschränken, Mikrowellen und Körben voller frischen Obst. Nachdem in Anschluss auch alle digitalen Dienste und Geräte mit diversen Passwörtern gefüttert habe, sitze ich eine Stunde vor Arbeitsschluss stillschweigend an meinem Arbeitsplatz für die kommenden Wochen.
Grüße des Murmeltiers
Es ist 5.00 Uhr, Donnerstag, Freitag, aber mittlerweile aufgeklart. Die Tage unterscheiden sich kaum und wenn dann nur in den mir selbst auferlegten Aufgaben für den Tag und dem was meine Salatdose enthält - entweder Möhren-Apfel Salat oder Tabouleh. Allerdings scheint die Thematik meines Praktikums mathematisch sehr vielversprechend. So mache ich mir mit mal mehr, mal weniger anschaulichen Beispielen ein Bild von der grundlegenden Idee der Theorie und programmiere anschließend ein wenig, um nicht selber rechnen zu müssen. Schließlich geht so meine erste Arbeitswoche zu Ende und auf dem Rückweg in mein Inselleben atme ich einmal tief durch und freue mich auf das Wochenende. Nicht zuletzt ist das ein signifikanter Vorteil im Gegensatz zum Unialltag: ich habe seit langem mal wieder ein wirklich freies Wochenende. Ohne das etwas daliegt, was gemacht werden kann, muss oder sollte.
Bis dahin,
Kai