





Anreise Göteborg
Ähnlich wie zum Start meines Auslandsjahres geht es mit dem Zug in den Norden. Wenngleich ich damals einen Umweg über Polen gemacht habe, wird die heutige Reise nicht weniger spannend. Allerdings mehr mit Hinblick auf diverse Umstiege und die Tatsache, dass meine Fahrkarte noch aus dem April stammt. Dank der großzügigen Kulanzregelungen der Deutschen Bahn, kann ich jedoch mein Europa-Spezial Schweden von damals auch jetzt noch nutzen. Ich bin allerdings skeptisch, ob auch in Dänemark und Schweden diese Regelung bekannt ist. Nein, ist sie nicht, aber dazu später mehr.
Morgendliche Störungen
Erst einmal geht es für mich morgens um 6.52 Uhr mit der Regional Bahn aus meiner alten Heimat der Holsteiner Provinz an die dänische Grenze. Planmäßig steige bereits auf diesem Stück so oft um, wie im gesamten restlichen Stück von Flensburg bis nach Göteborg. Geruhsam zuckelt der Zug durch die flache holsteiner Ebene und wird bereits im beschaulichen Wrist durch eine Bahnübergangsstörung ausgebremst. Da meine Reiseplanung nie mehr als zehn Minuten Umsteigezeit aufweist, verpasse ich auch direkt meinen Anschlusszug in Neumünster und die aktuelle Ankunftszeit von Göteborg lautet nun 18.20 Uhr. Obendrein habe ich keine Reservierungen mehr für meine Fahrt durch Dänemark, welche seit kurzem obligatorisch sind. Nach einem kurzen Besuch im Reisezentrum, habe ich allerdings auch diese wieder und warte folglich noch eine halbe Stunde auf meinen Zug nach Flensburg.
Kaffee und Klönschnack
Noch bevor ich die dänische Grenze passiere, habe ich eine Verspätung von zwei Stunden herausgefahren bzw. treffender: am Bahnhof erwartet. Dies trübt meine Reiselust aber nicht sonderlich, da der Kundenservice der Deutschen Bahn sehr zuvorkommend war. Obendrein hat mich am Bahnhof Flensburg ein Mitarbeiter der Bahnhofsmisson auf einen Kaffee eingeladen. An dieser Stelle noch einmal vielen Dank dafür sowie das nette Gespräch und bis bald! So geht es anschließend durch die beschaulichen Örtchen Südjütlands bis nach Fredericia. Dabei hat sich ab der dänischen Grenze auch der Aufpreis für ein Ticket der 1. Klasse bezahlt gemacht. Während das Angebot in der 1.Klasse der Deutschen Bahn stetig zusammengekürzt wird, genießt man bei der dänischen Bahn weiterhin nette Annehmlichkeiten. So gibt es kostenlos Kaffee, Tee und Wasser an einer kleinen Station am Wagenende. Als kleinen Snack zwischendurch steht ein Korb mit Lakritz von Bülow und kleinen Schokoladen-Nuss Häppchen zur freien Verfügung.
Fahrkartenchaos vorprogrammiert
Bei der ersten Fahrkartenkontrolle ist der Schaffner schon im Begriff zu gehen, als er etwas irritiert nachfragt, warum ich mit einem Ticket aus dem April unterwegs sei. Er gibt sich jedoch damit zufrieden, dass ich auf die Corona-Richtlinien der DB verweise. Wie befürchtet wurde diese Form der Kulanz nicht grenzüberschreitend kommuniziert und das ist ehrlich gesagt wenig überraschend. Man kann ja schließlich nicht erwarten bzw. sicherstellen, dass ein dänischer oder gar schwedischer Schaffner das Ticketsystem der DB kennt, welches selbst für deutsche Kollegen oft undurchsichtig ist.
Ohne an dieser Stelle Politikern oder Verantwortlichen der Deutschen Bahn Vorwürfe zu machen, muss man schlichtweg feststellen, dass sich der grenzüberschreitende Bahnverkehr in Europa signifikant verschlechtert hat. Zudem ist er dem Luftverkehr in punkto Transparenz, Organisation und Vertrieb klar unterlegen. Nichtsdestotrotz sind die zur Zeit vorhandenen Verbindungen in unsere Nachbarländer solide, bleiben meines Erachtens aber weit hinter ihrem Potential zurück. Am Ende kann man nur hoffen das derzeitige Bestrebungen zu einer Europäische Eisenbahnreform ernsthaft verfolgt und wenigstens in Ansätzen zeitnah umgesetzt werden. Aber nun zurück zum eigentlichen Geschehen.
Erster Eindruck Schweden
Angekommen in Kopenhagen erwartet mich die letzte vierstündige Etappe bis Göteborg - meiner Heimat für die kommenden anderthalb Jahre. Der dort verkehrende Öresundzug ist zwar bereits etwas in die Jahre gekommen, verbindet aber sämtliche Metropolen entlang der Meerenge und dem südlichen Schweden mit Kopenhagen. Wenngleich ein Blick aus dem Fenster nur gelegentlich preisgibt, dass ich mich in Schweden befinde, so tut dies ein Blick in den Waggon - es herrscht keine Maskenpflicht mehr. Das Symbol deutscher Corona-Maßnahmen und täglicher Begleiter der letzten Monate wird nun beiseite gelegt.
Die Fahrt entlang des Öresund verläuft weitestgehend ereignislos. Mal geht es dicht am Meer, mal entlang von Schnellstraßen ohne Komplikation bis nach Göteborg. Auch wenn ich vorerst noch ein paar Tage Ferien habe, so fühlt sich die Rückkehr nach Göteborg ungewohnt an. Weder das klassische Urlaubsgefühl noch das Gefühl von Rückkehr. Eher eine Form der gespannten Erwartung und Ungewissheit. Die Tatsache, dass ich die kommenden Monate in Schweden leben und arbeiten werde, habe ich glaube ich noch nicht ganz realisiert. Auf dem Weg zum Hotel genieße ich diese besondere Stimmung und die überraschend milden Herbsttemperaturen.
Bis morgen,
Kai
Hallo Kai,
das klingt nach einer echten Reise, Bahn ab Schleswig-Holstein und so….viel Spaß im Urlaub, bevor es mit Arbeiten losgeht! Hoffentlich angenehm, dass jetzt nicht überall die üblichen Touris abhängen…
sondern entweder „richtig“ Interessierte – oder man ist wie Du mit „Auftrag“ und neugierig unterwegs.
Hallo Anja,
danke für Deinen Kommentar! Ja touristisch läuft hier alles auf halber Kraft. Von den sonst überall verkehrenden HopOnHopOff-Busse habe ich bisher auch noch keinen einzigen gesehen.
Die letzten freien Tage werde ich jedenfalls in Ruhe genießen können.
Liebe Grüße,
Kai
[…] gesondert in Empfang genommen. Somit stehe ich nach knapp sechs Monaten wieder an dem Ort, wo Ende September alles begonnen […]