






Fahrradtour rund Tromsø
Es ist Sonntag, die Geschäfte haben zu, es regnet und dem Himmel zu Folge wird sich das auch den ganzen Tag nicht ändern. So genieße ich erst einmal das Frühstück und überlege mir, was ich an diesem Tag machen möchte. Spannenderweise verleiht mein Hotel völlig kostenlos Fahrräder an seine Gäste, was ich trotz des schlechten Wetters ausnutzen möchte. Somit geht es nach dem Frühstück nach ewig langer Zeit mal wieder auf ein Fahrrad. Ich bin mir zwar nicht vollends sicher, aber das letzte Mal bewusst, bin ich zu Hause im Juli letzten Jahres Fahrrad gefahren. Danach nicht mehr.
Eine Route habe ich mir nicht rausgesucht, da ich mir unsicher war, was das Fahrrad streckentechnisch durchhalten wird. Eine mögliche Option für eine kurze Tour wäre die berühmte Eismeerkathedrale, die auf dem Festland liegt und durch eine hohe Brücke mit Tromsø verbunden ist. Da das Fahrrad allerdings top in Schuss ist, eine 24er Gangschaltung besitzt sowie ein ordentliches Schutzblech, entscheide ich mich, einmal rund um die Insel zu fahren, auf der Tromsø liegt.
Regen, Wind und Kälte
Während in Deutschland kurzzeitig der Hochsommer ausgebrochen ist, herrscht hier oben noch absoluter Frühling. Die Straßenränder sind grau-braun-mastschig, die Gräser liegen plattgedrückt auf dem Boden und Schmelzwasserbäche fluten Straßen und Gehwege. Eigentlich kann es wettertechnisch gar nicht schlimmer kommen, wenn man gemütlich Fahrrad fahren möchte. So radle ich fröhlich durch die Innenstadt und weiter in Richtung Nordspitze der Insel auf der spontan-gefunden Fahrradroute 13, die einmal rund um die Insel führt. Ich habe mich bewusst dagegen entschieden im Naturschutzgebiet auf dem Höhenzug in der Mitte der Insel zu fahren, um mir zahlreiche Höhenmeter und ein komplett-eingesautes Outfit zu ersparen.
Nach der Hälfte der Tour komme ich am Flughafen auf der anderen Seite vorbei, wo ich ein paar Minuten Pause mache und das geringe Treiben beobachte. Danach geht es mit inzwischen eiskalten Händen weiter zum südlichen Ende der Insel. Dabei komme ich an der gemütlichen Telegrafbukta vorbei, die ich bereits aus warmen Sommermonate kenne. Selbst am heutigen Tag ist hier betrieb, die Leute grillen, spazieren am Strand und durch die angrenzenden Wälder. Wer im Sommer in Tromsø ist, sollte sich diese Ruhezone nicht entgehen lassen! Letzten Endes war die Fahrradtour mit ca. 25 km eine sehr willkommen Abwechslung, auch wenn das Wetter nicht allzu gut war.
Über die Werft
Am späten Nachmittag spaziere ich noch einmal durch die Innenstadt auf der Suche nach schönen Fotomotiven. Allerdings ist es an diesem Sonntag sehr ruhig in der Stadt und bis auf die Crew der Hurtigrute, die das Schiff belädt, arbeitet kaum jemand. Diese Tatsache kommt mir allerdings zu Gute, da im alten Stadtteil die immer noch betriebene, alte Werft von Tromsø liegt. Zäune sind nur sporadisch aufgestellt und Tore sind gar nicht vorhanden. So spaziere ich über das Werftgelände und schaue mir die Fähre und das Fischerboot an, die zur Zeit hier liegen. Zum Teil ist das Gelände wirklich in die Jahre gekommen und wird kaum gepflegt. Überall liegen Farbeimer, schwere Gerätschaften sowie Ersatzteile - ein fantastischer Abenteuerspielplatz für Erwachsene mit zahlreichen tollen Motiven und Perspektiven. Allerdings schränkt mich der Dauerregen doch etwas in meiner Kreativität ein.
So mache ich es mir am Abend auf meinem kleinen Hotelzimmer gemütlich und lese mich quer durch die deutschen und norwegischen Nachrichten.
Bis dahin
Kai