Siegerpotential ausgenutzt
Wie bereits in meinem vorherigen Artikel angedeutet hat Salvador Sobral mit der außergewöhnlichen Jazz-Ballade sein Siegerpotential voll ausschöpfen können. Dabei konnte er die Jury sowie das Publikum gleichermaßen überzeugen und bekam von beiden mehr Punkte, als jede andere Nation. Unteranderem werden aufgrund der im Jahre 2016 geänderten Punktvergabe, zuerst ausschließlich die nationalen Jury-Punkte vergeben und im Anschluss alle Zuschauervotings auf die bereits vorhandenen Punkte aufaddiert.
Persönlich konnte mich die Musik von Salvador Sobral allerdings nur wenig begeistern, was einerseits Geschmacks- und andererseits sicherlich auch Gewöhnungssache ist. Auf alle Fälle ist Amor Pelos Dois einzigartig und mir zugegeben lieber, als letztjähriger 0815-Pop, der tagtäglich im Radio rauf und runter läuft. Somit kann man sich auf den nächsten Songcontest in Portugal freuen, und vielleicht werde ich im kommenden Jahr endlich einmal vor Ort sein – sei es als einfacher Fan oder akkreditieret Blogger.
Deutschland und der ESC
Für mich war es (leider) absehbar, dass auch Levina den oder einen der letzten Plätze belegt. Auf den deutschen Beitrag trifft leider der bereits angesprochene 0815-Pop in aller Härte zu. Während man bei Portugal noch mitsummen konnte, bei Moldau das Saxophon-Solo im Kopf geblieben ist oder bei Schweden die fröhliche Laufbandband überrascht hat, so ist Deutschland völlig untergegangen. Eine einfallslose Bühnenshow, ein fast überhebliches Dauerlächeln und musikalisch auf sehr durchschnittlichen Niveau.
Dabei konnte ich während meines Auslandsjahres auch feststellen, dass viele Norweger die qualifikationslose Teilnahme der „Big Five“ als sehr ungerecht empfinden, trotzdem sie den Contest zum Großteil finanzieren. Trotz meines sehr kritischen Fazits zu Deutschland, was nichts mit verlorenen Patriotismus zu tun hat, müssen wir es einfach sportlich nehmen. Einer wird nunmal letzter und mit Lena haben wir 2010 ganz Europa überzeugen können und letztlich den ESC in Oslo gewonnen. Im Gegensatz dazu hat Portugal in diesem Jahr, trotz jahrzehntelanger Teilnahme, das erste Mal gewonnen – sei es ihnen also gegönnt.
Bis dahin
Kai