




Der Mai ist bereits in vollem Gange, auch wenn Plusgerade und Sonne noch auf sich warten lassen. Umso besser das mit dem Mai auch zahlreiche Geburtstage vor der Tür stehen und nicht zu vergessen der 17. Mai, der norwegische Nationalfeiertag. Einmal abgesehen vom Nationalfeiertag, wo man Kuchen bis zum Umfallen isst, kann auch ein einfacher Geburtstag den täglichen Kalorienbedarf mehr als sprengen.
Das Kaffeezeit-Problem
Es ist der 49. Geburtstag meines Gastvaters und es wurde am Freitagnachmittag zum lockeren Kuchenessen eingeladen. Keine spezielle Einladung - wer kommt, der kommt und geht, wann er will. Die Ausgangslage in Norwegen zum gemütlichen Kaffeetrinken hat einen entscheidenden Nachteil: es gibt keine Kaffeezeit, wie in Deutschland. Dadurch, dass man üblicherweise um 15.00 Uhr von der Arbeit nach Hause kommt und dann gemeinschaftlich die warme Hauptmahlzeit zu sich nimmt, ist die Mitteleuropäische Kaffeezeit (MKZ+1) blockiert. Zur Folge hat dies, dass man eigentlich den ganzen Tag Kuchen isst.
Norwegische Indirektheit
Nachdem wir also Mittag gegessen haben, kommen ab 17.00 Uhr die ersten Gäste mit Kuchen. Aufgrund des relativ spontanen Rahmens gab und gibt es auch keine zugeteilten Kuchenaufträge. Norweger würden ohnehin niemals einen Gast zum Backen eines Kuchens für den eigenen Geburtstag beauftragen, so wie es in Deutschland durchaus der Fall ist. Vielmehr herrscht aus hier die norwegische Indirektheit, was das Backen eines Kuchens voraussetzt, wenn man eingeladen ist.
Wird man also eingeladen und fragt, ob man einen Kuchen mitbringen soll, ist die Antwort mit großer Sicherheit: "Nein!". Wird man eingeladen und antwortet auf die Einladung mit: "Ja, da freue ich mich und bringe einen Kuchen mit!" wird oder würde die Antwort: "Ja das wird gemütlich!" lauten. Sofern man allerdings keinen Kuchen backt, sollte man sich je nach Situation ein anderes Geschenk ausdenken. Die so oft gebrauchte Antwort: "Nein. Ich wünsche mir eigentlich nichts!" impliziert im höchsten Maße, den Wunsch eines Geschenks. Es ist also aufpassen bei spontane Geburtstagsfeiern angesagt.
Nichtrepräsentatives Kuchentesten
Der Abend und eigentliche Geburtstag verläuft weitergehend unspektakulär. Dabei sorgen lediglich die ungeschriebenen Regeln, dass wir am nächsten Tag massenhaft Kuchen im Haus stehen haben. Das Angebot reicht von zwei Schokoladenkuchen, über mehrere Sahnetorten sowie einer Schokoladentorte, bis hinzu einem traditionellem Möhrenkuchen. Das hat natürlich zur folge, dass man nicht annähernd alles probieren kann, an einem solchen Abend.
Deswegen nutze ich den entspannten Samstagnachmittag während ich der Bundesligakonferenz lausche, um einmal alle Kuchen zu probieren und in einem Ranking festzuhalten. Da ich natürlich einige Kuchen bereits gestern probierte und ohnehin einen klaren Favoriten habe, ist das folgende Ergebnis natürlich nicht ganz repräsentativ.
1. Platz: Der Möhrenkuchen
Ein absolutes Highlight auf jedem Kaffeetisch und zugleich einfach, norwegisch-traditionell. Einige werden bei der Kombination von "Möhren" und "Kuchen" durchaus zurückschrecken und einen drögen "Ökokuchen" erwarten. Durch seinen intensiven Zimtgeschmack, den luftig-öligen Teig mit unauffälligen Möhrenstückchen und nicht zuletzt der frischen Creme als Topping ist er mein Favorit; und das schon seit Jahren.
2. Platz: Der Schokoladenblechkuchen
Einen guten und geschmacksintensiven Boden und eine Schokladenglaur. Mehr braucht es nicht für einen gelungenen Schokoladenkuchen. Mit Bravour und ohne jede Auffälligkeiten bestanden - ein verdienter Platz Nummer 2.
3. Platz: Die Schokoladentorte
Nun wird es sahnig. Die Schokoladentorte macht einen guten Eindruck: eine nette Anrichtung, eine dünne Schokladendecke, dunkler Biskuitteig und eine Vanille- als Schokcreme-Schicht. Dabei überzeugt der Bsikuitteig allerdings nicht völlig und der Geschmack der Cremes könnte auch intensiver sein. Somit ein trotzdem verdienter 3. Platz.
4. Platz: Die Sahnetorte
Die Ausgangslage war ungleich, aber diese Torte ist eindeutig zu sahnig und nicht im Geringsten mein Geschmack. Biskuit, Sahne, Biskuit, Sahne und Sahne. Nebenbei könnte man sagen, dass die Torte Spuren von Früchten und Fruchtgeschmack enthalten kann. Visuell fallen diese aber nur wenig ins Gewicht und geschmacklich schon gar nicht. Dementsprechend der letzte Platz.
Bis dahin
Kai
Das erinnert mich sehr an die Leiden von Siegfried Lenz und seiner Frau als geladene Gäste zu einer südjütländischen Kaffeetafel 😉
Da müsste ich wohl mir noch einmal durchlesen, wenn ich nach Hause komme. 🙂