Color Cruise
Vorab: Es fällt mir sehr schwierig die US-Wahl zu kommentieren und doch möchte ich gerne bzw. halte es für notwendig. Dabei ist es natürlich umso schwieriger sich in der Öffentlichkeit zu positionieren, was ich an sich gerne nutze, aber in dieser Situation sehr viel Feingefühl erfordert. Natürlich bin ich dabei auf Eure Kommentare gespannt.
Entweder oder
Ab 3.00 Uhr klingelt mein Wecker stündlich. Das ist der Kompromiss von Schlaf finden und die Wahl der US-Amerikaner zu verfolgen. Auch wenn meine Aufnahmefähigkeit zu dieser Zeit noch eingeschränkt ist, so reicht der Blick auf die Karte mit den roten Flecken, den roten Bereiche, den wenigen blauen Bereiche, den blauen Flecken und der Überschreitung der 270 in der Skala am unterem Bildschirmrand. Ich gehe Frühstücken.
Fernab vom Wahlsieg Donald Trumps suche ich mir mein Frühstück auf dem wieder sehr umfangreichen Buffett zusammen. Jedoch können mich auch die dänischen Köstlichkeiten, der Blick auf den Oslofjord und der frische Kaffee nicht von der US-Wahl ablenken. Dabei gleichen sich deutsche als auch norwegische Artikel in einer Frage, wie die US-Amerikaner ihn wählen konnten. Natürlich kann ich es nicht gut heißen, dass Trump eine Mauer nach Mexiko bauen oder Muslimen die Einreise verbieten will. Ebenso wenig kann ich allerdings korrupte Machenschaften gutheißen.
Das Hauptproblem liegt für mich nicht in der Entscheidung der Wähler, nicht am populistischen Wahlkampf nicht am Mehrheitswahlrecht, welches durchaus seine Vorteile hat, sondern bei der Wahl zwischen genau zwei Kandidaten. Wer würde sich schon gerne zwischen zwei besten Freunden entscheiden, die an einer Klippe hängen, wenn man nur einen retten kann? Andersrum: Wer würde sich schon gerne zwischen zwei Feinden entscheiden, wenn man einen retten muss. Eine Wahl zwischen zwei Ereignissen ist aus allen Perspektiven nicht wünschenswert, aber sollte man sie deswegen an andere abgeben?
Vier Stunden Oslo
Nun zurück zum eigentlichen Thema dieses Blogs und meinem heutigen vierstündigen Aufenthalt in Oslo. Bis die Color Line am frühen Nachmittag ablegt, laufe ich die Karl Johans Gate vom Hauptbahnhof bis zum Schloss am oberen Ende. Dort sehe ich mich ein bisschen um und mache danach eine Rundgang durch den verschneiten Schlosspark. Im Anschluss geht es vorbei an zahlreichen Botschaften und den zugehörigen Villen zum Rathaus.
In den letzten zwei Stunden bis zur Abfahrt, faktisch also maximal eineinhalb, durchlaufe ich erneut Akerbrygge. Das Spazierengehen im modernen Stadtteil direkt am Oslofjord, würde ich jeder Museumsbesichtigung vorziehen. Einfach die zum Teil gewagte Architektur, die verwinkelten Orte, die Ruhe und den modernen Flair genießen.
Verdächtig
Um 13.00 Uhr treffe ich letztlich am Terminal der Color Line ein. Als männlicher Alleinreisender nur mit Rucksack ist man natürlich verdächtig und so werde ich von dem Grenzschutz zum Leeren meines Rucksacks aufgefordert. Dabei besteht die Beamtin auf meinen Pass, da sie meinen Personalausweis nicht anerkennen will. Und warum macht ein Deutscher eigentlich eine Minikreuzfahrt von Norwegen aus? Alles sehr verdächtig, aber sie weiß wohl selber nicht, was sie von mir halten soll, dem allein-reisenden Deutschen mit einem Skateboard im Winter, der eine Mini-Kreuzfahrt in Norwegen startet. Nach kurzer Zeit gibt sie auf.
Color Line
Wenn ich eine Reederei zum absoluten Favoriten küren müsste, so wäre es Color Line. Es stimmt einfach alles: das Angebot, die Kabinen, das Essen, die Fahrtzeiten und der Preis. Dabei habe ich schon fast alles an Bord ausprobiert und trotzdem reizt es mich immer wieder mit Color Line zu reisen. Dieses Mal habe ich mich für eine Economy Innenkabine entschieden, die sich von vergleichbaren Kabinen bei DFDS, Stena Line und anderen Fährgesellschaften weit abhebt. Das kleine Badezimmer ist top in Schuss, die Kabinen für zwei Personen gut geschnitten und das Fenster zur Promenade einladend zum Sitzen. Ich bin zu Hause!
Als ich um kurz vor 14.00 Uhr auf dem Sonnendeck ankomme, riecht es nach dem frisch gebranntem Kaffee, der Ali-Brennerei auf dem Hafengelände am Filipstadkai. Es ist einfach alles wie immer.
Nach einem ausgedehnten Spaziergang auf dem Schiff fange ich an den heutigen Artikel zu schreiben, der viel Zeit kostet und immer länger wird.
Deswegen ist an dieser Stelle Schluss. Es sei noch angemerkt, dass ich am Abend das Julebord der Color Line vollends auskoste, aber da morgen nicht viel los sein wird, kommt dieser Teil morgen.
Bis morgen
Kai