ⓘ Die Entstehung dieses Artikels ist zum Teil durch das Oslo World Music Festival unterstützt worden. Selbstverständlich beruht meine Berichterstattung trotzdem auf meiner Meinung und meinen Erfahrungen.
Oslo World Music Festival 2016
Eiskalter Novembertag
Es ist spät geworden bis ich den gestrigen Artikel abschließend quer gelesen habe und so schlafe ich am heutigen Sonntag etwas aus. Beim Frühstück verrät mir die Wetterapp die Tageshöchsttemperatur: – 2° Celsius. Als ich nach dem Frühstück und einer warmen Dusche aus der Tür trete und endlang eines kleinen Flusses in Richtung Innenstadt gehe, stelle ich fest, dass die App nicht gelogen hat. Allerdings hat sie den Wind und die resultierende, gefühlte Temperatur von -10° Celsius unterschlagen. Am besten bleibt man gar nicht stehen und holt nur in äußersten Notfällen die Kamera aus dem Rucksack. Ich habe es trotzdem gemacht, um ein paar winterliche Impressionen festzuhalten.
Da ich wie immer im Voraus eher spärlich recherchiert habe, was man sich angucken kann und ich Oslo bereits von zahlreichen Besuchen kenne, lasse ich mich einfach treiben. Zuerst steuere ich das Osloer Opernhaus an und wärme mich etwas auf. Danach geht es für einen kleinen Snack zum Hauptbahnhof und anschließend auf der Karl Johans Gate in Richtung Schloss. Dabei verläuft die Fußgängerzone schnurgerade vom Hauptbahnhof bis zum Schloss. Im Anschluss geht es weiter in Richtung Akerbrygge, dem neuen Hafenviertel in Oslo, wo ich mich mit eiskalten Händen in das Astrup Faernley Museum rette. Warum habe ich bloß keine Handschuhe mitgenommen?!
Minnenes Melodi?!
Am fortgeschrittenen Nachmittag komme ich nachdem ich der Color Line beim Auslaufen zugesehen habe und einem Spaziergang auf der Festung Akershus an der Oper an. Bis zum Beginn der Vorstellung sind es noch ca. zwei Stunden, die ich nutze um ein paar Fotos in der Dämmerung zu machen, mir meine Eintrittskarte und meinen Fotografenausweis abzuholen. Leider haben sie den Ausweis vergessen und so ist es mir nicht erlaubt während der Vorstellung Fotos zu machen. Allerdings werden sie mir als Kompromiss kostenlos Bilder von anderen Fotografen zur Verfügung stellen. So kann ich mich ohne Ablenkung das Konzert genießen.
Á pros pros. Wer den Artikel „1080 Wörter Gemischtes“ gelesen hat wird im Folgenden einen Widerspruch feststellen. Fälschlicherweise habe ich für das Abschlusskonzert eine falsche Band angekündigt, die eigentlich am Tag davor spielt. Sei es drum. Am heutigen Abend erwartet mich samische Musik von unterschiedlichen Künstlern, die mal zusammen, mal solo mit den begleitenden Musikern auf der Bühne stehen.
Der Joik!
Der wichtigste Bestandteil der Musik der Sámi ist der sogenannte „Joik“ – eine Art Kehlkopfgesang. Größtenteils sind es bedeutungslose, aneinandergereihte Silben, die zur Ehrung der Natur, der Tiere und Menschen gesungen werden. So versteht man selten etwas, selbst wenn man der Sprache der Sámi mächtig ist und trotzdem werden durch den „Joik“ Gefühle und Emotionen vermittelt. Am heutigen Abend treten acht Sänger auf, die von einer kleinen Band begleitet werden.Je nach Alter der Sänger lässt sich dabei auch ein unterschiedlicher Stil feststellen. Wo bei den Älteren hauptsächlich der „Joik“ im Vordergrund steht und die Begleitmusik der Band eher Nebensache ist, so haben sich die jüngeren Sänger auf neue Rhythmen eingelassen. Mal wird im Kanon „gejoikt“ oder es werden die traditionellen Rhythmen mit englischen Versen verknüpft. An einer Stelle würde ich sogar behaupten, dass der Gitarrist den Gesang mit der Melodie von Every Breath You Take der Band Police begleitet hat.
Ob man nun Kehlkopfgesang mag oder nicht ist Geschmacksache, aber in dieser Atmosphäre und mit der modernen Aufmachung, ist es auf alle Fälle einen Besuch Wert gewesen. Nebenbei ist die Osloer Oper natürlich sowieso einen Besuch wert. Wer sie bisher nur von Außen in ihrem kalten weiß/grau gesehen hat, wird beim Anblick von Innen überrascht sein. Im Saal schaffen zahlreiche dunkle Holzpanele und Sitze mit organg-roten Bezügen eine gemütliche, warme Atmosphäre.
All in all hat sich der Besuch des letzten Konzerts des Festivals lohnt und ich habe es mir für nächstes Jahr bereits in den Kalender eingetragen.
Bis morgen, wenn meine Hände aufgetaut sind und ich Internet auf der Fähre habe.
Kai