Vier Wochen Jørpeland
Wenn man sich manchmal wünscht, dass die Zeit schnell vorbei geht schleicht sie dahin und nun sind seit meiner Ankunft bereits vier Wochen vergangen. Es ist also Zeit für ein kleines Zwischenfazit und einen kleinen Bericht über das, was ich hier eigentlich seit Anfang September treibe. Grundsätzlich würde ich mich zur Zeit als Au-Pair oder Haushaltshilfe beschreiben. Dabei sind meine Wochen mit zwei freien Tagen und fünf Arbeitstagen stets gleich (entspannt) aufgebaut.
Katzen, Kinder und die Küche
Meine hauptsächlichen Tätigkeiten hängen in 90 Prozent der Fälle mit den Katzen der Familie, den Kindern oder der Küche zusammen. Im Garten der Familie logieren die vier sibirischen Katzen in ihrer wortwörtlichen Residenz. Mit ihrem Haus hängen folglich einige, gelegentliche Reinigungsaufgaben zusammen. Zudem holen wir in regelmäßigen Abständen zwei bis drei Katzen über den Tag ins Haus. So verbringe ich viel Zeit mit den Katzen zu kuscheln oder mit ihnen zu spielen. Währenddessen kann man sehr gut auf YouTube die neuesten Videos sichten oder auf Netflix die ein oder andere Serie sehen. Faktisk: eine sehr angenehme und entspannte Aufgabe.
Da die Kinder bereits zur Schule und in den Kindergarten gehen, sind sie nur am Wochenende den ganzen Tag zu Hause. Unter der Woche passe ich lediglich morgens auf den Kleinsten auf, während die älteren zur Schule gefahren werden und er anschließend geshuttlet wird. Sofern die Kinder zu Hause sind spiele ich mit ihnen Lego oder Playmobil – was auch sonst! Ebenso gehe ich mal mit dem einen zum Fußballtraining und stehe in der Sonne oder mit dem anderen zum „Speider“, den norwegischen Pfadfindern. Damit die Eltern am Wochenende etwas länger schlafen können und nicht durch Baumaßnahmen oder Autokolonnen geweckt werden, beschäftige ich mich morgens mit den Kindern. Darüber hinaus bringe ich die Kinder auch ins Bett, wenn einer der zahlreichen Elternabende ruft. So übe ich mich im Lesen norwegischer Kinderbücher und im Erzählen von Gute-Nacht-Geschichten. Wobei ich für die letzte Aufgabe meine gesamte Sprachfertigkeiten bündeln muss.
Toro-Tüten-Roulette
Angenommen ich kuschle nicht mit den Katzen und sitze nicht bis zum Hals in Lego, so bin ich in der Küche. Wie bereits erwähnt wird in Norwegen zur Nachmittagszeit, wenn alle wieder zu Hause sind, warm gegessen. Folglich bereite ich ein- bis zweimal pro Woche das „Middag“ alleine zu und an den restlichen Tagen helfe ich dabei.
Bei einem Gang durch einen norwegischen Supermarkt wird einem dass unfassbar große Sortiment an Fertigprodukten der Marke „TORO“ auffallen. Da Angebot und Nachfrage immer zusammen hängen, wird demgemäß in Norwegen sehr viel aus Tüten zubereitet oder fertig gekauft. Wenn ein Gastgeber also zum Abendessen einlädt ist es sehr wahrscheinlich, dass die Suppe, der Rotkohl oder das Dessert genauso schmeckt, wie zu Hause.
Diese Form der Bequemlichkeit lässt sich nicht einfach begründen, wo Norwegen ansonsten kulinarisch sehr viel zu bieten hat. Womöglich ist es einfach die Freude daran, dass etwas gut schmeckt und somit keine Not besteht etwas zu ändern. In eine ähnliche Richtung geht die Tradition, dass am Freitag in ganz Norwegen Taco gegessen wird. Für jemanden, der eine derartige nationale Tradition nicht kennt, ist sie vollkommen unerklärlich. Aber auch die Norweger können nicht wirklich erklären warum der Freitag zum Taco-Freitag geworden ist. Allerdings gab es einen Hang zu solchen Traditionen schon früher mit dem Burger-Hype oder der Pizza-Grandiosa.
Arbeit und Freizeit
Ansonsten übernehme ich zahlreiche Aufgaben im Haushalt, die sich ohne direkten „Auftrag“ anbieten, damit im Nachhinein nicht noch mehr Arbeit habe: Sofern ich meine Sachen wasche, wasche ich andere Sachen mit, usw. Letztlich spare ich mir so viel Arbeit, die ich im Zweifelsfall später erledigen könnte, müsste oder sollte. Was in zahlreichen Au-Pair-Ratgebern absolut empfohlen wird, gibt es hier faktisch nicht: eine feste Arbeitszeit. Dabei muss ich sagen, dass ich sehr viel Freizeit habe, nur das machen muss, was ich wirklich möchte und ich ein gleichwertiges Mitglied der Familie bin.
Soweit alles erledigt ist oder auf morgen verschoben ist, bin ich im örtlichen Fitnessstudio oder auf Joggingtour am Fjord. Ebenso sitzen wir an zahlreichen Abenden in der Woche zusammen im Wohnzimmer und gucken Fernsehen. Viel Zeit verbringe ich zudem mit der Recherche von Reisen oder kleinen Ausflügen.
Perspektive Friseur?!
Ein absolutes „Highlight“ der letzen Woche ist zudem der Besuch beim Friseur. Den Besuch habe ich lange hinausgezögert, aber nun muss es sein. Den Termin kann man sehr fortschrittlich im Internet vereinbaren und so mache ich mich am Montag auf den Weg in die Innenstadt. Im voraus habe ich bereits vermutet, dass umgerechnet 15 Euro nicht ausreichen werden. Als ich allerdings nach dem (nur) Haare-Schneiden mit zur Kasse gehe und auf dem Display die dreistellige Zahl 504,- NOK erscheint, bin ich doch etwas buff. Das ich in diesem Moment mehr als 55,- € für einen ganz normalen Haarschnitt bezahle, ist schwer zu begreifen… Auch wenn dieser Besuch meinen Finanzplan mehr als gesprengt hat, bleibt mir nichts anderes übrig als zu bezahlen.
Bis nächste Woche Montag!
Kai
Hi Kai, nach meinem Urlaub auf Ischia – komme ich jetzt dazu, deine Berichte nachzulesen! Ich jammere immer, dass nur SCHNEIDEN bei mir 21 € kostet. Aber denke an die hohe MWSt! Oder wird auch Vergnügungsteuer berechnet? An das Rezept der Taco-Torte bin ich sehr interessiert.
Schreibe bitte einen Bericht wie dein Geburtstag verläuft!!!!!
Alles Gute und weiterhin schöne Tage
Oma
Hallo Oma,
naja wie gesagt, musste ich es einfach so hinnehmen. Wobei es selbst Norweger als teuer empfinden zum Friseur zu gehen.
Das Problem ist einfach, dass man den Preis beim Friseur nicht daran bemessen darf, wie viel oder wenig Haare abgeschnitten werden. Das Wichtige ist, dass der, der die Dienstleistung erbringt auch davon leben kann.
Das ist zwar hart zu akzeptieren, aber es zeigt warum Norwegen auf sozialer Ebene so weit vor Deutschland und anderen Ländern ist.
Jupp! Das werde ich auf alle Fälle machen. 😀
Gruß
Kai
Hallo Kai, ich hoffe du hattest bisher einen schönen Auslandsaufenthalt. 😀 Ich wünsche dir alles Gute zum Geburstag. Nun hat bei dir auch das 2. Jahrzent angebrochen. Ich muss aber sagen, dass ich dich vermisse und zu gerne mal wieder mit dir ins Burg Kino gehen möchte. 🙂 Ich wünsche dir noch weiterhin viel Spaß im Norden und freue mich schon, wenn ich meinen Kaischi 😉 hier in Tornesch habe.
Mit freundlichen Grüßen
Dein Fabian
Moin Fabi,
danke für den Kommentar und die Geburtstagsglückwünsche. Ich hoffe meine über Skype haben dich auch erreicht.
Das beruht auf Gegenseitigkeit! 🙂 Aber wir haben schon so viele Sachen zusammengemacht, da werden sich bestimmt in Zukunft weitere Möglichkeiten auftun – neue Abschnitte, neue Ziele, neue Möglichkeiten.
Bis zu einer der nächsten Kinonächte
Kai
Hallo Kai,
da nutze ich doch die Chance, dir auf diesem Wege zu gratulieren:
Herzlichen Glückwunsch zum 20. !!!
Ich wünsche Dir alles Gute und Liebe und natürlich erst einmal weiterhin ein so tolles Auslandsjahr.
Auch wenn ich bisher kaum geschrieben habe, ich freue mich immer über deine Berichte. Und deine Fotos sind super.
Ich hoffe auch bei Geburtstagen der großen Kinder gibt es so tolle Leckereien
und du verlebst im hohen Norden einen schönen Geburtstag.
Rezept der Taco-Torte wäre toll.
Lieben Gruß
Silke
Guten Morgen Silke,
vielen Dank für die Geburtstagsglückwünsche!
So ist es einer Win-Win-Situation, da ich mich genauso über Eurer Rückmeldung und Kommentare aus der Heimat freue.
Einen schönen, typisch norwegischen Geburtstag hatte ich allemal!
Für das Rezept werde ich demnächst mal eine eigene Kategorie anlegen, wo man dann auch das Rezept der Hefepfannkuchen finden kann.
Bis dahin
Kai
Moin Geburtstagskind!
Ich wünsche dir alles Gute zu deinem 20. Geburtstag und dass es ein wirklich toller und besonderer Tag war! Wie hast du ihn denn gefeiert? Ich bin schon gespannt auf deinen nächsten Bericht.
Apropos: Man merkt, dass dir das Schreiben in diesem Blog hier sehr gefällt und bei jedem Witz ist absolut klar, dass das der wahre Ollenschläger-Humor ist! In meinem inneren Ohr höre ich deine Wortwahl und die ganze Familie inklusive Weihnachtsmann darüber lachen! 😀
Hab noch eine schöne Zeit weiterhin!
Liebe Grüße aus der grünen Stadt Bremen und das Stadion ruft auch schon! 😉
Hallo Malin,
vielen Dank für Deinen Kommentar und die lieben Glückwünsche aus einer der grünweißesten Städte der Welt.
#greenwhitewonderwall
Ab jetzt kannst Du lesen, was ich an meinem Tag so gemacht habe und wie man in Norwegen so Geburtstag feiert. Siehste! So kann ich ganz heimlich den norddeutschen Humor in der Welt verbreiten. 😀
Ich werde mir die erste Gelegenheit nicht entgehen lassen, um bei Dir vorbei zugucken und im Weser-Stadion natürlich… 😀
Kai