Der Abschied Anfang
Von Galåbodarna nach Stockholm.
Nun heißt es also Abschied nehmen von dem Ort, an dem ich knapp fünf Wochen gearbeitet, gelebt und entspannt habe. Da ich meinen Herbsturlaub bereits weit im Voraus geplant und gebucht habe, bin ich jedoch pünktlich zur Abreise bereits in Urlaubsstimmung.
Das Ziel des heutigen Tages ist kurz gesagt die Zivilisation – es geht zurück nach Stockholm. Allerdings verkehrt, neben dem unregelmäßigen Nachtzug, lediglich ein sehr früher und einen sehr später Zug zwischen den beiden Städte Östersund und Stockholm. Schlussendlich habe ich mich für eine Verbindung mit mehrmaligen Umsteigen entschieden. Es geht mit dem schwedischen Fernbus „Härjedalingen“ von Östersund nach Ljusdal. Von dort bringt mich ein privater Regionalzug nach Gävle, wo ich zum letzen Mal in den Schnellzug nach Stockholm wechsle.
Aus fahrtechnischen Gründen beginne ich meine Reise, abweichend vom Ticket, in dem kleinen, südlich von Östersund gelegenen Ort Svenstavik, wo der Fernbus ebenfalls hält. Nachdem mich mein Host an der Bushaltestelle abgesetzt hat, rolle ich mit meinem Rucksack noch schnell zum örtlichen Supermarkt, um etwas Proviant zu kaufen. Da die Umsteigezeiten mit zehn Minuten knapp bemessen sind, wird dies die letzte Einkaufs-Möglichkeit bis zur Ankunft in Stockholm bleiben. Dabei kann ich nicht widerstehen und breche mit meinem kalten Entzug von Zimt-Schnecken, wobei es sich diesmal „nur“ um Kardamom-Schecken handelt.
Riskantes Spiel
Mein Bus kommt mit einer geringen Verspätung um 14.05 Uhr am kleinen ZOB in Svenstavik ein. Der Fahrer sagt mir, dass ich mich glücklich schätzen kann, dass sie hier überhaupt anhalten, da es eigentlich keine Anmeldungen für Svenstavik gibt. Als ich erzähle warum ich hier stehe und nicht in Östersund, darf ich trotzdem mitfahren. Allerdings ahne ich warum der Bus zehn Minuten Verspätung hat – sie haben auf ihren einzigen Fahrgast in Östersund gewartet. Mein schlechtes Gewissen verfliegt allerdings schnell, als in den nächsten Orten weitere Fahrgäste einsteigen.
Die dreistündige Fahrt verläuft eher unspektakulär, in trotzdem schöner Landschaft. Wie in Schweden üblich, gibt es überall kostenloses Internet. Somit verbringe ich einen Großteil der Zeit damit, verpasste Videos auf „You-Tube“ nachzugucken, während draußen die Wälder vorbeiziehen. Der Busfahrer überholt auf den langen, geraden Straßen eine LKW oder PKW nach dem anderen. So erreichen wir nach zwei Stunden pünktlich den kleinen Ort Ljusdal, wo ich in den Zug wechsle.
Im Gegensatz zum Bus und zu allem Anderen in Schweden steht im Zug kein Internet zur Verfügung. Somit gucke ich viel aus dem Fenster und regle ein paar aufgeschobene Sachen. In einem kleinen Ort setzt sich mir gegenüber ein Mann mittleren Alters, der mit Kusshand und sonstigen Gesten seine Familie am Bahnsteig verabschiedet. Auf der folgenden Fahrt erzählt er mir, wie schwierig der Abschied jedesmal für ihn ist. Wobei er als ehemaliger Skispringer gerade auf dem Weg nach Österreich ist, um an einem „Skihopp-Veteran-Møte“ teilzunehmen. Er ist unverkennbar froh darüber jemanden zum Reden zu haben, ich freue mich über jede Sprachpraxis und so vergehen die weiteren zwei Stunden Fahrt wie im „Zug“.
Dubbledäckare
Leider hat unser Zug auf Grund von Bauarbeiten eine Verspätung von neun Minuten, was exakt meiner Umsteigezeit entspricht. Allerdings versichert der Schaffner mir bzw. uns, dass der (einzige) Anschlusszug nach Stockholm warten würde. Als wir letztlich in Gävle einfahren, beschleunigt der Schnellzug im selben Moment auf dem Gleis gegenüber, wobei ich vorerst dachte, er würde ebenfalls einfahren. Als wir hektisch aus dem Zug hetzen, zieht der Zug im gemächlichen Tempo gen Süden – hier ist etwas ganz gewaltig schief gelaufen.
Meckern hilft leider nichts – der Zug ist weg – und somit nehme ich den (fast) nächsten Zug. Allerdings lasse ich, was ich aus Aberglaube eigentlich niemals mache, den ersten Zug nach Stockholm fahren, da der folgende Zug früher in Stockholm ist. Zu dem handelt es sich um einen Doppeldecker, der weitaus komfortabler ist, als der durchgessene Intercity und über WLAN verfügt. Mein Spiel mit dem Glück geht gut und so erreiche ich Stockholm mit lediglich eineinhalb Stunden Verspätung gegen 20.45 Uhr.
Bis dahin freue ich mich auf die nächsten Tage.
Kai
Es war spät gestern;-). Und deine Worterkennung hat dir einen Streich gespielt. Du wolltest bestimmt zurück in die „Zivilisation“ und die Fahrt mit dem Skihopveteran verging – zwar im Zug – aber wie im „Flug“ 😀 😀 😀
Ja das ist gestern Abend sehr spät geworden. Danke für den Hinweis mit der „Zivilstation“. Allerdings sollte es wie im „Zug“ heißen – ich habe jetzt Anführungszeichen angefügt.
Bis dahin
Kai